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Eine „Klagemauer“ für die Thuner Bevölkerung

08.04.2021

Erklärungs- und Einladungstafeln sowie die gemauerte „Thuner Klagemauer“ auf der Rückseite. Bilder: zvg
Erklärungs- und Einladungstafeln sowie die gemauerte „Thuner Klagemauer“ auf der Rückseite. Bilder: zvg

Thun (IDEA/dg) - Mit der „Thuner Klagemauer“ lädt die Evangelisch-freikirchliche Gemeinde efg Thun seit Karfreitag Menschen zum Beten und Klagen ein. In der aktuellen Pandemiesituation, in der viele Menschen bedrückt und in Not sind, wolle die Gemeinde mit dem Projekt seelische Unterstützung bieten.

„Analog zur originalen Klagemauer in Jerusalem können Besucherinnen und Besucher dort ihr Gebet auf einen Zettel schreiben und diesen in die Spalten der Mauer stecken“, erklären die Verantwortlichen. „Dahinter steht die Überzeugung, dass Klagen nichts Verwerfliches, sondern eine biblische Tradition ist, die wir in unserer Not leben dürfen.“ Durch Beten und Klagen sollen Menschen innere Erleichterung und neue Hoffnung finden dürfen. Im Gegensatz zu vielen Landeskirchen sei es der Gemeinde nicht möglich, ihre Räumlichkeiten immer als Raum der Besinnung offen zu halten, erklärt Pastor Gerhard Berger zum Ursprung der Idee. So hätten sie sich überlegt, wie sie die Besinnung draussen ermöglichen könnten.

Mehr als nur eine Mauer

Die „Thuner Klagemauer“ steht zwischen dem Spital und der Zehnten Scheune, beim Eingang zum Burgsaal Thun. Sie ist durchgehend frei und anonym zugänglich. Der Burgsaal ist der Saal der Gemeinde und laut Gerhard Berger in der Stadt bekannt, weil er oft als Eventlokal für grössere Anlässe gemietet wird. Eine Hinweistafel vorne am Strassenrand macht die Passanten auf das Angebot aufmerksam und regen zum Nachdenken an. Über einem Spiegel werden sie dort am Strassenrand gefragt und aufgefordert: „Wie geht es Ihnen? Zeigen Sie es sich selbst!“ Und darunter: „Pandemiemüde? Möchten Sie mal Gott die Meinung sagen oder einfach Ihr Herz ausschütten? Sehnen Sie sich nach einem Moment der Stille und der Einkehr?“

Auf der Vorderseite der Klagemauer bekräftigen die Verantwortlichen mit einer Einladungs- und Erklärungstafel: „Wir glauben: Unsere Not ist Gott nicht egal.“ Unterstrichen wird das mit einem Zitat aus Jesaja 57,15: „Ich, der Hohe und Erhabene, der ewige und heilige Gott, wohne in der Höhe, im Heiligtum. Doch ich wohne auch bei denen, die traurig und bedrückt sinde. Ich gebe ihnen neuen Mut und erfülle sie wieder mit Hoffnung.“ Via einen Briefkasten kann auch eine Anfrage für persönliche Gespräche deponiert werden und es stehen Visitenkarten mit Angaben von Hilfsangeboten zur Verfügung. Ergänzt wird das Ganze mit einem Bildschirm für ein mehrminütiges Video, das per Knopfdruck gestartet werden kann.

Für eine Bilanz ist es laut Berger noch zu früh. Erste Zettel waren schon sehr bald in der Mauer. Wie lange die Klagemauer an dieser Stelle stehen wird, wird je nach Entwicklung des Angebots entschieden. Die Idee könnte andere Gemeinden inspirieren, jedoch sei die Mauer vielleicht nicht gut transportierbar für eine Wiederverwendung, sagt Gerhard Berger zur Aktion.

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