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Menschenrechte

Ein Jahr nach der Explosion: Wie ist die Lage im Libanon?

03.08.2021

Der Hafen von Beirut ein Jahr nach der Explosion. Foto: Jacques Berset/ Kirche in Not
Der Hafen von Beirut ein Jahr nach der Explosion. Foto: Jacques Berset/ Kirche in Not

Beirut (IDEA) – Vor einem Jahr hat sich die Explosion im Hafen von Beirut im Libanon ereignet. Nun warnen Hilfswerke, dass sich seitdem die Lage sowohl in der Hauptstadt als auch im ganzen Land weiter verschlechtert hat.

Bei der Explosion waren am 4. August 2020 mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Rund 300.000 Menschen wurden obdachlos. Laut der Kinderhilfsorganisation World Vision (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) ist die Zahl der in Armut lebenden Menschen im Libanon gewachsen. Immer mehr Kinder würden auch aus der Schule genommen.

World Vision hat nach eigenen Angaben seit der Katastrophe in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern 607 Häuser und zehn Schulen wieder instandgesetzt, 4.700 Kinder und ihre Eltern oder Betreuer erhielten psychosoziale Unterstützung.

Laut dem Landesdirektor von World Vision Libanon, Hans Bederski, beschleunigt das Unglück die wirtschaftliche Depression und verstärkt die politischen und sozialen Probleme: „Der Libanon taumelt nun unter der Last des wirtschaftlichen Zusammenbruchs, von Straßenprotesten und den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die Unternehmen zerstört und zu einer Abwanderung von Fachkräften aus dem Land geführt hat.“

Korruption nimmt zu, Pflegekräfte verlassen das Land

Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (München) beurteilt die Situation ähnlich. Die Korruption nehme zu. Viele Pflegekräfte und Ärzte hätten den Libanon aufgrund der Zukunftslosigkeit verlassen. Weiter heißt in einer Mitteilung des Werks: „Auch Lehrer an den katholischen Schulen kündigen, um auszuwandern, denn ihr Gehalt reicht nicht aus, um ihre Familien zu ernähren.“

„Kirche in Not“ investierte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 5,4 Millionen Euro in Hilfsprojekte. Davon seien 2,7 Millionen Euro in den Wiederaufbau von kirchlichen Gebäuden geflossen.

Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Familien ernähren sollen

Das Hilfswerk Malteser International (Köln) bezeichnete die Situation in einer Mitteilung als verheerend. Die Leiterin der Nahostabteilung des Werkes, Janine Lietmeyer, sagte: „Es gibt kaum Benzin, der Strom wird immer wieder abgeschaltet, in den Apotheken fehlen wichtige Medikamente und die Preise für das Lebensnotwendigste steigen ins Unermessliche. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Familien ernähren sollen.“

Die Hilfsorganisation baut den Angaben zufolge derzeit Gesundheitszentren auf und ist in der psychosozialen Betreuung aktiv. Um die Ernährungslage im Land zu verbessern, werde der professionelle Anbau von Gemüse gefördert und Anbauflächen zur Verfügung gestellt.

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