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Kolumne

Ein Götze namens Konsumorientierung

05.06.2023

Daniela Baumann
Daniela Baumann

Bald schlage ich wieder mit gutem Gewissen zu – bei den Erdbeeren aus dem Seeland oder dem Thurgau! Vor einigen Monaten jedoch habe ich mich geärgert, als ich die begehrten Früchtchen bereits in den Läden erblickte, kaum waren die Weihnachtsguetzli verdaut. Einmal beschwerte ich mich bei einem der hiesigen Grossverteiler über sein nicht saisongerechtes Angebot. Die Antwort von der PR-Abteilung lautete knapp zusammengefasst, dass man eben anbiete, wonach der Konsument frage. Diese Antwort kann man negativ oder positiv deuten. Entweder: Die machen es sich einfach, indem sie die Verantwortung anderen in die Schuhe schieben. Oder: Du und ich, wir haben es mit unserem Konsumverhalten in der Hand, das Angebot in den Läden zu steuern. Doch schaffen wir es, der Versuchung zu widerstehen, jederzeit alles haben zu müssen?

Weshalb das so schwierig ist, erklärte der Theologe Thomas Weissenborn an der letzten StopArmut-Konferenz. In unserer Gesellschaft seien Konsumfragen Identitätsfragen geworden. Mit anderen Worten: Ich bin, was ich habe. Wir müssten also bei der Identität ansetzen, um unser Konsumverhalten zu ändern.

Das stimmt mich hoffnungsvoll. Denn es bedeutet auch, dass Christinnen und Christen die besten Voraussetzungen haben, um dem verbreiteten Konsumismus zu widerstehen. Sie wissen, zumindest in der Theorie, dass sie sich ihre Identität nicht erkaufen können, sondern sie von Gott als seine geliebten Kinder bedingungslos zugesprochen bekommen. Er allein ist es, der mir alles schenkt, was ich habe und bin. Wir müssten einüben, etwas zu sein, ohne zu haben, schlussfolgerte Thomas Weissenborn. Ich bin – auch ohne Erdbeeren im Winter.

Daniela Baumann ist Kommunikationsverantwortliche der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA.

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