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Kolumne

Die Standleitung

31.01.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Seit zwei Wochen werden die Schlagzeilen der Medien vor allem von einer Sache beherrscht – die mutmassliche Corona-Affäre. Die Vorwürfe, sollten sie sich denn tatsächlich erhärten, sind happig. Es wird gemunkelt, dass der ehemalige Kommunikationschef des Departements des Innern ein Medienhaus regelmässig mit inoffiziellen Informationen versorgt und somit gegenüber anderen Unternehmen bevorzugt behandelt habe. Die Rede ist von einer Standleitung, die zwischen Peter Lauener (EDI) und Marc Walder (CEO von Ringier) bestanden hätte. Es ist eine Geschichte von Irrungen und Wirrungen, die Spekulationen schiessen ins Kraut und selbst gegen den Ermittler, der die Sache offenbar aufgedeckt hat, wird inzwischen ermittelt. Indiskretionen hüben und drüben, Verdächtigungen allenthalben. Nebst der Justiz werden die Vorgänge nun auch politisch untersucht. Die Corona-Leaks kommen für den betroffenen Bundesrat Alain Berset zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Einerseits, weil sein Präsidialjahr eben erst begonnen hat, und andererseits, weil die eidgenössischen Wahlen in diesem Jahr bevorstehen. Das Image von Partei und Protagonisten scheint angekratzt.

Völlig unabhängig von den politischen und gesellschaftlichen Dimensionen dieser Indiskretionen ist mir vor allem ein Begriff hängen geblieben: die Standleitung. Sie wird bezeichnet als permanente Datenverbindung zwischen zwei Kommunikationspartnern und wird sowohl bei Firmen wie auch für Regierungen verwendet. Von einer solchen „Standleitung“ wird uns auch im Alten Testament berichtet. Daniel, der mit seinen Freunden an den Königshof nach Babylon verschleppt wurde und dort zum Minister aufstieg, pflegte eine solche Verbindung. „Er hatte aber an seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte“ (Daniel 6,11). Diese Gewohnheit behielt er selbst in jenem Moment bei, als der König ein durch eine hinterhältige Intrige entstandenes Gesetz unterzeichnete, das seinem besten Minister in der Folge Kopf und Kragen kosten sollte. Wir wissen, wie die Geschichte ausging. Die Löwen griffen Daniel nicht an, denn „er hat seinem Gott vertraut“. Die „Standleitung“ zum Schöpfer ist das besondere Privileg für uns Christen. Sie kommt ohne Indiskretionen aus, schafft Vertrauen. Wie oft wir sie nutzen, liegt an uns. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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