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Kolumne

Die Gefahr der Einsamkeit

18.03.2022

Marcel Hager
Marcel Hager

Im Volksmund sprechen wir von der bekannten Einsamkeit an der Spitze; je grösser der Einfluss und die Macht, desto dünner die Luft. Die zunehmende Einsamkeit, je höher man steigt, ist jedoch kein physikalisches Gesetz, dem jede Führungskraft unaufhaltsam unterliegt. Viel mehr ist die Einsamkeit eine selbst gewählte Begleiterscheinung wachsender Macht, die missbraucht wird. Die Gefahr entsteht, wenn aus Mit­arbeitern Untergebene, aus Begleitern Bewunderer, aus offenen Meinungsäusserern unliebsame Kritiker werden. Wenn ein einzelnes Individuum nur noch von Ja-Sagern umgeben ist, dann ist die Selbstüberschätzung nicht fern. Je mächtiger, desto weniger empathisch. Grenzen werden übergangen, Herrschaft wird übergriffig. Man braucht keine Korrektur, keinen Rat und kein Infragestellen. Es wächst eine übertriebene Selbstverliebtheit und ein Realitätsverlust setzt ein. Anstatt die eigene Macht in den Dienst einer guten Sache zu stellen, dient sie dann hauptsächlich der Kompensation eigener Minderwertigkeit und richtet letztlich grossen Schaden an.

Macht braucht gleichwertige und ehrliche Beziehungen, damit sie gute Früchte bringen kann. Demokratie zum Beispiel bedeutet die Macht aufzuteilen, zu begrenzen und zu kontrollieren. Es ist wichtig, zu erkennen, dass wir offene Rückmeldungen und andere Sichtweisen wie auch Orte der Rechenschaft benötigen. Wir brauchen echte Beziehungen, um mit Höhen wie auch mit Tiefen gut umzugehen. Freunde, Ehepartner, Geschäftspartner, die uns einen Spiegel hinhalten dürfen, damit wir reflexions- und lernbereit bleiben. Die Spitze muss nicht einsam sein, es ist unsere Entscheidung mit grosser Wirkung.

Marcel Hager ist Co-Geschäftsführer von Coachingplus GmbH, Autor und Referent, Gründer der Bewegung 4M Schweiz, Ehemann und Vater.

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