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Interview

Die christliche Kunstszene ist heute anders

29.11.2022

Jean-Daniel von Lerber. Foto: Mirjam Fisch-Köhler
Jean-Daniel von Lerber. Foto: Mirjam Fisch-Köhler

Jean-Daniel von Lerber hat die christliche Kulturszene in der Schweiz über Jahrzehnte mitgeprägt.Jetzt wurde er aus dem Vorstand des Verbands ARTS+ verabschiedet. IDEA stellte ihm drei Fragen.

IDEA: Nach 45 Jahren als Kulturagent treten Sie kürzer. Was ist die wichtigste Veränderung, die die christliche Kulturszene in der Schweiz in dieser Zeit erlebt hat?

Von Lerber: Die Veränderungen haben sich auf ganz verschiedenen Ebenen vollzogen. Bezüglich der Qualität stelle ich fest, dass die Künstler aller Sparten ihr Handwerk heute besser beherrschen. Was die Diversifikation betrifft, gibt es heute in den meisten Schattierungen der Kunstformen herausragende Künstler, die vom Glauben geprägt sind. Die inhaltlichen Veränderungen erscheinen mir als die folgenschwersten: Zu Beginn stand die Auseinandersetzung des Glaubens mit gesellschaftlich relevanten Themen. Dazu zählten Musiker-Pioniere wie zum Beispiel Larry Norman und Mark Heard aus den USA sowie Freddy Peter, Chrigi & Simi und Marchstei aus der Schweiz, um nur einige zu nennen. Heute sucht man diese Auseinandersetzung vergebens. Sie ist fast ausschliesslich einer Lobpreis- und Auferbauungsthematik gewichen – oder anders ausgedrückt: Künstler, die sich diesen Themen verschreiben, versinken aus gesellschaftlicher Sicht in der Bedeutungslosigkeit. Deshalb setzt der PrixPlus ein Zeichen: Er würdigt Künstler, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und deren Kunst einen Unterschied macht.

„Mir ist es wichtig, dass am Ende einer Veranstaltung alle glücklich nach Hause gehen: das Publikum, der Künstler wie auch der Veranstalter“, schreiben Sie auf Ihrer Webseite. Warum „glücklich“ und nicht „provoziert“ oder „aufgerüttelt“?

Diese Prämisse bezieht sich auf die professionelle Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Veranstaltern, Agenturen und letztlich auch mit dem Publikum. Inhaltlich können Darbietungen und Ausstellungen aller Art nachdenklich, fröhlich, herausfordernd, provozierend, überraschend gestaltet sein. Kunst berührt jeden Menschen auf seine Art – der Kern liegt aber darin, dass sie berührt. Für mich ist ein Abend dann gelungen, wenn der Besucher bereichert nach Hause geht.

Manche Künstler gerieten seit der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten. Was sagen Sie einem Künstler, der finanziell ums Überleben kämpft?

Die meisten Künstler haben während der Pandemie gelitten: Es fehlte an Auftritten, an Ausstellungsorten – und natürlich an Besuchern. Seit diesem Frühjahr hat sich die Situation wesentlich verbessert, können sie doch das tun, was sie gut können: auftreten und ihre Werke zeigen. Während der Pandemie haben wir als ARTS+ einen kleinen Hilfsfonds auf die Beine gestellt, um Härtefälle abfedern zu helfen. So konnten gegen Fr. 15 000 verteilt werden.
(Interview: Daniel Rehfeld)
profile-productions.ch

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