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Covid-Zertifikat in Kirchen?

14.09.2021

Bald üblich vor Gottesdienstbeginn? Bild: bag.admin.ch
Bald üblich vor Gottesdienstbeginn? Bild: bag.admin.ch

(IDEA/dg) - Ein Covid-Zertifikat vorweisen muss seit dem 13. September, wer über 16-jährig ist und an einem Gottesdienst mit über 50 Personen teilnehmen will. So hat es der Bundesrat entschieden.

Die Landeskirchen tragen diese Massnahme mit. Sie kritisieren lediglich, dass Abdankungen und andere Bestattungsrituale nicht generell ausgenommen sind. Frank Mathwig, Beauftragter für Theologie und Ethik der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), hält in einem Interview auf ref.ch den Einsatz der Kirchen gegen eine vollständige Zertifikatspflicht bei Gottesdiensten theologisch für nachvollziehbar. Er stellt sich aber nicht voll dahinter: „Aber eine Pandemie wird nicht mit theologischen Argumenten, sondern epidemiologischen Massnahmen bekämpft. Dabei können die kirchliche und die politische Sicht in Streit geraten.“ Der Konflikt lasse sich häufig, aber nicht immer lösen. Dann müsse er ausgehalten werden. Als zivilgesellschaftliche Akteurin stehe die Kirche nicht neben, sondern mitten in der Gesellschaft. Dort seien ihre Solidarität und Verantwortung gefragt. „Deshalb stellt sich auch für sie die Frage der Zertifikatspflicht.“ Auch bringt Mathvig die Nächstenliebe ins Spiel: „Die Sorge – oder biblisch: die Liebe – für die Nächste und den Nächsten ist kein Argument gegen, sondern für die Zertifikatspflicht.“

Was sagt der Freikirchenverband?

Der Verband Freikirchen.ch bedauert die Zertifikatspflicht für Gottesdienste grundsätzlich. Die Leiterkonferenz des Verbands spricht sich aber gegen einen zivilen Ungehorsam und für eine Umsetzung „mit Augenmass“ aus. Dafür hat sie neue Schutzkonzepte mit Vorschlägen für Gemeinden verschiedener Grössen formuliert. Für nicht praktikabel hält sie, jemanden bei einer Trauerfeier wegen fehlendem Zertifikat zurückzuweisen. Insgesamt will die Leiterkonferenz dazu beitragen, dass in den Gemeinden die Spannungen rund um den Umgang mit Covid nicht zunehmen. Sie klärt mit Juristen ab, welche Schritte gegen die Zertifikatspflicht unternommen werden können.

Beispiele grosser Gemeinden

Grosse Gemeinden wie ICF Zürich oder die reformierte Gellertkirche in Basel führen jeden Sonntag mehrere Gottesdienste mit deutlich über 50 Teilnehmenden durch. Diese beiden Kirchen planen nun, dass bei den Gottesdiensten in einem Raum mit Zertifikatspflicht eine unbeschränkte Teilnehmerzahl möglich ist, während parallel in anderen Räumen eine Übertragung oder ein eigenes Programm mit jeweils unter50 Personen möglich sein soll.
ICF-Sprecher Michael Sieber präzisiert dazu, dass nur im Saal mitZertifikaten das Singen ohne Maske möglich wird. Wichtig ist beiden Kirchen, dass alle Menschen weiterhin willkommen sind. Gellert-Pfarrer Dominik Reifler betont: „Für jeden gilt die Botschaft, dass Christus im Zentrum ist, und die Frage, was dies für ihn bedeutet.“ Dies dürfe nicht von der Zertifikatsfrage verdrängt werden.

evref.ch | freikirchen.ch | icf.ch | gellertkirche.ch

 

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