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Kolumne

Christus – die DNA der Kirche

05.04.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Es war die Hammermeldung letzter Woche, die mich für einen Moment sogar die Ereignisse in der Ukraine vergessen liess. Gottfried Locher, der seinerzeit aus dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) geformt und selbst präsidiert hat, ist aus der Kirche ausgetreten. Der vorläufig letzte Akt einer Geschichte, die so diffus wie unglaublich erscheint. Vor vier Jahren wiedergewählt, vor zwei Jahren zurück­getreten, jetzt ausgetreten.

Und das ausgerechnet vor Ostern, diesem Fest, das ihm so viel bedeutet. Erinnerungen kamen hoch. Innerhalb von zehn Jahren haben wir uns jeweils vor Ostern zu einem Radio-Talk getroffen, um über die Bedeutung der Passionszeit und die Situation der Kirche zu sprechen. Angesichts der jährlich sinkenden Mitgliederzahlen der Landeskirche präsentierte Gottfried Locher immer wieder Ideen und Vorschläge, wie man diesen Trend bremsen könnte und wie die Kirche für die Gesellschaft wieder relevanter werden könnte. Nun ist er selber von Bord gegangen. Ich war überrascht. Bis zu seiner Erklärung in der Sonntagszeitung. Nebst der persönlichen Aufarbeitung der letzten beiden Jahre blieb ich vor allem an einem Satz hängen: „Christsein hängt nicht am Staatskirchenrecht. Christsein hängt an Christus!“ Egal, was man von den Ereignissen rund um Locher hält, mit diesem Satz hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.

Das Bekenntnis zu Christus ist auch das Fundament des IGW, der theologischen Ausbildungsstätte, die letzte Woche ihr 30-jähriges Jubiläum nachgefeiert hat. Auch sie hat immer wieder Turbulenzen erlebt. Mal personell, mal finanziell. Trotzdem studiert heute eine Rekordzahl von 400 meist jungen Leuten dort. „Wir glauben an die Zukunft der Kirche“, dieses Credo ist nicht zufällig gewählt, wie Rektor Michael Girgis in unserem Interview versichert. „Ich glaube, dass Gottes gute Pläne mit der Schweiz noch nicht zu Ende sind“, sagt er – und ergänzt: „Gott wirkt in uns, an uns und durch uns – und immer wieder auch trotz uns.“

Gottes Methoden sind Menschen. Menschen, die sich in Hingabe IHM zur Verfügung stellen und die Gesellschaft mit Gottes Liebe und seinem Erlösungswerk konfrontieren möchten. Die Voraussetzungen sind günstig. Menschen suchen Spiritualität, beschäftigen sich mit dem Sinn des Lebens und möchten zum Wesentlichen zurückfinden. Wenn die Kirche für diese Bedürfnisse nicht Hand bieten kann, wer dann?

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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