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Kolumne

Bis zum Ende gehen

19.06.2022

Marcel Hager
Marcel Hager

Während eines Sommerurlaubs in Frankreich mit Frau und Kindern besuchten wir das kleine, romantische Altstädtchen Fontaine de Vaucluse am Rande der Provence. Die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes ist die Quelle der Sorgue am Fusse einer zweihundertdreissig Meter hohen Felswand.

Wer die Formulierung im Reiseführer „eines der beliebtesten Naturdenkmäler Frankreichs“ richtig deuten konnte, ahnte es bereits: Einsamkeit ist an einem solchen Ort nicht zu finden. Unser Ausflug begann an einem grossen, gebührenpflichtigen Parkplatz. Der Weg war zunächst sehr breit und gesäumt von zahlreichen Souvenirläden, welche die unzähligen Besucher unterhielten. Doch je näher wir der Quelle kamen, desto schmaler wurde der Weg und desto weniger Menschen waren unterwegs. Der letzte Wegabschnitt war schliesslich eng und steinig und wurde nur noch von sehr wenigen Besuchern in Angriff genommen. Von den zahlreichen Touristen, die wegen der Quelle nach Fontaine de Vaucluse gereist waren, gelangte am Ende nur ein Bruchteil ans Ziel und konnte den wunderschönen Ort bestaunen, an dem die Sorgue entspringt.

Dieses Erlebnis wurde für mich zu einem Bild für das, was uns passieren kann, während wir mit guten Zielen gestartet sind. Anfangs waren wir begeistert von einer Vision. Diese wurde zu einer Mission, die uns hat aufbrechen lassen. Mit klarem Blick gehen wir anfänglich enthusiastisch unseren Weg. Jedoch entpuppt sich dieser länger und steiniger als gedacht. Und weshalb sollten wir uns anstrengen, ein weit entferntes Ziel zu erreichen, wenn bereits nach wenigen Metern so viele Unterhaltungsmöglichkeiten für uns bereitstehen? Die unzähligen Angebote mit ihren Vergnügungen können uns so lange zum Verweilen verführen, bis wir irgendwann vergessen haben, wieso wir uns überhaupt auf den Weg gemacht haben.

Bis zum Ende gehen bedeutet, trotz Ablenkungen, Aufmerksamkeiten, Belohnungen und vielversprechenden Schlendereien, sich nicht aufhalten zu lassen.

Marcel Hager ist Co-Geschäftsführer von Coachingplus GmbH, Autor und Referent, Gründer der Bewegung 4M Schweiz, Ehemann und Vater.

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