- ANZEIGE -
E-Paper Abo Anmelden
Ressorts
icon-logo

Kolumne

Auf der Suche nach Sinn

23.05.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Kürzlich habe ich in einer renommierten Zeitung folgende Sätze gelesen: „Die transzendentale Obdachlosigkeit, mit welcher der postmoderne Mensch zu leben gelernt hat, bleibt nicht ohne Konsequenz. Der Verlust von objektivem Sinn und das religiöse Vakuum treiben ein neues Suchtverhalten hervor. Dieses birgt politischen Sprengstoff.“ In einem ganzseitigen Kommentar stellt der ehemalige Philosophieprofessor der Karl-­Franzens-Universität Graz Peter Strasser fest, dass der westliche Mensch nach dem Sinn des Lebens, der Geschichte und im Letzten nach dem Sinn der Schöpfung sucht. Für die Arbeitswelt bedeutet dies zum Beispiel, dass die klassische Karriere zugunsten der Sinnhaftigkeit des Jobs abgelöst wird, wie das Zukunftsinstitut Frankfurt in seinem aktuellen Report festhält. Und die Sinn-Ökonomie definiert sich nicht mehr über das beste Produkt, sondern über jenes, das ökologisch, ökonomisch und ethisch am vertretbarsten ist. Trotz aller Bestrebungen, dem Leben und Wirken einen Sinn zu geben, haben die modernen und postmodernen Zeitläufe dazu geführt, dass die Menschen orientierungslos geworden sind. Denn die Aufklärung lehrt, dass alles, was wir machen, zwar bedeutungsvoll ist, aber keinen Grund und keine Wurzel in der Sache selbst hat – mit fatalen Folgen. Professor Strassers Analyse: „Unser liberaler, toleranter, demokratischer Lebensstil ist dabei, an der Wut über den verlorenen Sinn zu zerbrechen.“ Auf seine Lösungsansätze verzichte ich an dieser Stelle.

Die Sehnsucht nach dem Lebenssinn unserer Tage erinnert mich an ein uraltes, aber zeitloses Zitat von Kirchenvater Augustinus. „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht, o Gott, in dir.“ Kein Wunder, schliesslich hat Gott den Menschen erschaffen, um mit ihm in Gemeinschaft zu leben. Die Jünger wussten um diese Bestimmung und sie verstanden, dass Jesus Christus durch seinen Tod und die Auferstehung die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen wiederhergestellt hatte. Als sie an Pfingsten mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt wurden, kam diese Überzeugung zum Ausdruck. Und wirkte Wunder, im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr Zeugnis war ansteckend, die Kirche wurde sichtbar und veränderte die Gesellschaft. Das Pfingstwunder mag in seiner Art einzigartig sein. Für uns Christen stellt sich die Frage, wie wir auf das Bedürfnis der Gesellschaft nach Sinn reagieren und inwiefern wir sichtbar sind. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.