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Interview

Zeit und Geist im Zusammenspiel

13.10.2019

Andreas Loos: „Ohne den Heiligen Geist wäre der Zeitgeist von allen guten Geistern verlassen!“ Foto: idea/Rolf Höneisen
Andreas Loos: „Ohne den Heiligen Geist wäre der Zeitgeist von allen guten Geistern verlassen!“ Foto: idea/Rolf Höneisen

(idea) - Zeitgeist und Heiliger Geist im gleichen Wochenendseminar - geht das, Andreas Loos?
Das geht, weil aus christlich-theologischer Sicht der Heilige Geist und die Zeit sehr gut miteinander können. Das lässt sich biblisch gut nachvollziehen.Wie denn?
Zeit lässt sich chronologisch vorstellen, aber auch qualitativ als der passende Moment, der Kairos. Geist und Zeit spielen zusammen. Das kairologische Zeitverständnis finden wir in der Bibel sehr häufig. Nehmen wir als Beispiel Galater 4: "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn." Gott kommt durch die Kraft des Heiligen Geistes als Mensch auf die Erde. Gott kommt zur passenden Zeit ins Menschsein. Zeit und Geist im Zusammenspiel!Als Theologe erforschen Sie den Heiligen Geist. Hilft das beim Aufspüren des Zeitgeistes?
Wenn wir es wagen, ein Denkmuster zu verlassen, nach dem Zeitgeist und Heiliger Geist sich prinzipiell feindlich gegenüberstehen, dann wirkt der Heilige Geist wie eine Seh- und Hörhilfe oder wie eine Sensibilisierungshilfe. Wo finden Sie dieses Wagnis in der Bibel?
Schon auf den ersten Seiten erfahren wir, dass Gottes Geist den Menschen zu einer lebendigen Seele gemacht hat. Hinter dem Begriff für "Seele" steckt der Begriff "Schlund" oder "Kehle". Durch die Kehle führen wir uns Nahrung zu und durch die Kehle atmen wir fortlaufend aus und ein - beides. Biblisch bedeutet "Seele", dass der Mensch ein vitales und gleichzeitig total bedürftiges Wesen ist - beides. Hunger und Durst nach Leben verdanken wir dem Heiligen Geist. Vieles, was wir mit dem Zeitgeist verbinden, nämlich dieses Ausstrecken nach dem immer Neuen - hat in der Tiefe etwas zu tun mit der Kraft des Heiligen Geistes. Er weckt im Menschen die Sehnsucht nach Glück, Anerkennung und Liebe. Sie haben irgendwann im Laufe Ihres Lebens aufgehört, den Zeitgeist und den Heiligen Geist von Grund auf zu trennen. Gibt es dafür einen Auslöser?
Meilensteine waren meine Studien in trinitarischer Theologie. Da habe ich zum ersten Mal Gott den Vater als Schöpfer kennen gelernt und auch den Glauben an den Heiligen Geist. Einerseits lernte ich die Stärke meiner traditionellen Theologie schätzen - Jesus Christus, das Wort - und dadurch das klare Denken und Lesen. Dazugewonnen habe ich die geschöpfliche Dimension von Leben und Glauben: die Kunst, die Musik, der Körper, der Tanz. Aufgewachsen bin ich in der Angst vor dem Geist der unerlösten Welt. Doch Gott ist grösser! Dann kennen Sie die einschlägigen Bibeltexte wie "Stellt euch nicht mit der Welt gleich", das heisst "distanziert euch". Relativieren Sie diese Aufforderung inzwischen?
Nein. Das Evangelium ist an entscheidenden Stellen durchaus zeitgeistkritisch. Der Apostel Paulus unterscheidet klar, dass der Heilige Geist jenem Geist, der in "Kindern des Ungehorsams" in dieser Zeit am Wirken ist, entgegensteht. Glaube und Unglaube unterscheiden sich. Trotzdem meine ich, dass man keine grundsätzliche Feindschaft aufrichten soll.Warum nicht?
Nehmen wir den Begriff "Welt". Er kann eine Gesinnung bezeichnen, die sich Gott widersetzt. "Welt" bedeutet aber auch - und das ist genauso biblisch - die geliebte Schöpfung Gottes. Es gibt nicht nur die bösen Geister in der Welt, es gibt auch gute Geister, mit denen sich der Heilige Geist verbündet. Der Heilige Geist gibt unserem Geist Zeugnis, dass wir Gottes Kinder sind. Was gewinnt die Theologie aus der Zeitgeistforschung?
Diese Forschung hat feine Instrumente, eine Art Antennen, um etwas zu erfassen. Das hat die Theologie so nicht. Wir können nicht so tun, als hätten wir mit der Gabe des Heiligen Geistes oder mit theologischen Werkzeugen die ganze Welt erkannt. Wir brauchen die Naturwissenschaften und die anderen Humanwissenschaften. Zum Verständnis der Gesellschaft brauche und studiere ich zum Beispiel die Soziologie. Sie hat in den letzten Jahren die Erlebnisgesellschaft, die Multioptionsgesellschaft, die Risikogesellschaft oder die Angstgesellschaft erforscht. Sobald sich etwas in der Gesellschaft zu festigen beginnt, können gute Soziologen das beschreiben.Und was vermag die Zeitgeistforschung?
Ich habe Kirstine Fratz, mit der ich im Seminar "Zeit-Geist-Spiel" zusammenarbeite, einmal gesagt, es komme mir vor, als befände sie sich permanent in der Staubwolke des dahinrasenden Zeitgeschehens. Sie berichte aus dieser Staubwolke heraus. Die Zeitgeistforschung hilft der Theologie zu verstehen, welche dynamischen Prozesse in der Gesellschaft gerade abgehen. Machen wir uns nichts vor: Wer sagt, er sei nicht vom Zeitgeist berührt, der macht seinerseits ein Zeitgeist-Statement.Der Zeitgeist ist ein ruheloser Geist. Bekämpft er sich nicht selbst? 
Frau Fratz bringt dazu manche Beispiele. Nachdem der alte Zeitgeist das Schönheitsideal für Frauen zementiert hat, stellte sie plötzlich fest, dass in sozialen Medien Frauen auftauchen, die selbstbewusst zu ihren nicht dem Ideal entsprechenden Körpern stehen. Es gibt Modelabels, die diese Botschaft aufgenommen haben, und plötzlich finden wir auf Plakaten Werbung für Unterwäsche mit Models, die anders sind als bisher. Was ist passiert? Hier ist ein neuer Zeitgeist aus einer Nische aufgetaucht, der sich dem alten Zeitgeist entgegenstellt. Das ist ein Clash der Zeitgeister.Bei Zeitgeistforschern fällt auf, dass sie in allen Entwicklungen immer nur das Gute sehen, als ob alles Zeitgeistige für den Menschen heilsam wäre.
Wenn man sich ständig dem Negativen hingibt, dann sieht man nichts Positives. Die Zeitgeistforscherin Kirstine Fratz hat mir gesagt, sie hätte sich entschieden, alle Erscheinungen zuerst einfach mal wahrzunehmen, ohne sie schon zu beurteilen oder verurteilen. Es gehe zuerst darum, genau hinzuschauen. In ihrem Buch vom Zeitgeist benennt sie aber durchaus die bedenkliche, bedrohliche, verführerische Seite des Zeitgeists. Er treibt uns vor sich her, er will unser Geld und unsere ganze Aufmerksamkeit. Wer sein Spiel mitmacht, kann im Burn-out enden.Wenn wir nur den Zeitgeist respektive das menschliche Verlangen als Richtschnur des Handelns einsetzen, dann untergraben wir doch die guten Lebensordnungen Gottes. Sehen Sie diese Gefahr nicht?
Würde die Zeitgeistforschung es dem Menschen zutrauen, dass er allein eine Welt voller Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit errichten kann, dann wissen wir heute, dass diese Versprechen der Aufklärung sich alle nicht erfüllt haben. Heute leben wir in einer Zeit der Enttäuschungen. Dort, wo etwas Neues, Lebensbejahendes auftaucht, schwingt eben auch etwas Transzendentes mit. Also etwas, was die Welt sich nicht selbst geben kann. Hier ist der Zeitgeist der Helfer des Heiligen Geistes. Könnte der Zeitgeist ein Helfer im Gemeindebau sein?
Unbedingt. Ein Zeitgeist in Verbindung mit dem Heiligen Geist und umgekehrt wäre für das Wachstum der Kirche hilfreich. Es gibt Kirchenleiter, die sagen, man soll sich nicht der Welle entgegenstellen, sondern auf ihr surfen. Haben sie recht?
Das erachte ich nicht als mündigen und reifen Umgang mit dem Zeitgeist. Warum nicht? Man muss nur die Segel richtig setzen, dann geht es mit dem Wind vorwärts ...
Ich bin überzeugt, dass es den Heiligen Geist braucht, um zu entscheiden: Surfe ich jetzt mit der Welle und später mit der nächsten oder beobachte ich sie, um sie dann gelassen unter mir weggleiten zu lassen? Wenn eine Kirche ausschliesslich Angst hat vor dem Zeitgeist, dann ist sie vom Zeitgeist getrieben und surft auf der Welle der angsterfüllten Abgrenzung. Das ist dasselbe wie eine Kirche, die sich ständig dem Zeitgeist anbiedert und auf jeder Welle mitsurft. Ein mündiger Umgang mit Zeitphänomenen erfordert die Gabe der Geisterunterscheidung. Stimmt, gemäss Paulus sollen Christen die Geister prüfen.
Ja, genau. Und wenn junge Frauen heute sagen, sie möchten Kinder und sie folgen dem Zeitgeist nicht, der dies als schlecht für die Karriere einstuft, dann muss das die Kirche spüren. Dann ist hier ein geistgewirktes Fenster, ein Kairos für das Evangelium und für eine christliche Menschenlehre. Sie macht Mut zu Kindern, entgegen dem Zeitgeist. Zeitgeistig ist die Gendertheorie. Sie nivelliert die Geschlechter bis zur Unkenntlichkeit. Sollen wir uns darüber freuen?
Zuerst nehme ich dieses Phänomen zur Kenntnis. Die Einteilung in klar männlich und klar weiblich scheint diffus geworden. Was bedeutet das? Selbstkritisch ist zu sagen, dass es die Theologie nicht flächendeckend geschafft hat, das traditionelle Menschenbild als attraktive Lebensweise beliebt zu machen. Aus Liebe zu den Menschen sollte sie aber die christliche Position in die Diskussion einbringen. Bei diesem Thema bin ich auf die weitere Entwicklung gespannt. Schon in fünf, in zehn Jahren können neue Zeitgeistphänomene verdeutlichen, dass hier an manchen Stellen ein falscher Weg eingeschlagen wurde. Der ­Heilige Geist kann dazu animieren.Wer sendet uns den Zeitgeist - Gott, der Teufel oder wir selbst?
Das kann ich nicht so pauschal beantworten. Hier beginnt die Kunst der Geisterunterscheidung. Ich werfe extremen charismatischen Bewegungen vor, dass sie die Geisterunterscheidung auch noch nicht so richtig gelernt haben. Bei ihnen gibt es entweder den Teufel oder den Heiligen Geist; sehr rasch wird alles dämonisiert. Auf der anderen Seite gibt es Kirchen, die alles, was Zeitgeist ist, für göttlich erklären und sich dem anbiedern. Die Kunst der Unterscheidung ist es, unter der Leitung von Gottes Wort und mit der Hilfe des Heiligen Geistes zu fragen, woher der Wind weht. Manchmal bleibt die Antwort offen. Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn, aber wirklich zu fassen ist er nicht. Das sagt Jesus. Es besteht das Risiko einer am Heiligen Geist vorbei vollführten Dämonisierung. In diese Falle sind die Pharisäer geraten. Sie haben Jesus bezichtigt, bei seinen Heilungswundern mit dem obersten der Dämonen in Verbindung zu stehen.Gibt es Kriterien für die Unterscheidung der Geister?
Am Zeitgeist-Seminar will ich gemeinsam mit den Teilnehmenden versuchen, Heilig-Geist-Kriterien für den mündigen Umgang mit dem Zeitgeist zu erarbeiten. Eine der Duftmarken des Heiligen Geistes ist die Freiheit. Es ist hochinteressant den Zeitgeist unter die Lupe zu nehmen und zu fragen, ob dies oder jenes in die Freiheit führt oder in die Angst, in den Zwang, in die Abhängigkeit. Was fehlt dem Menschen ohne den Heiligen Geist?
Der Heilige Geist wird häufig verknüpft mit Erlösung und Gemeinde. Aber das ist eine Verkürzung des biblischen Zeugnisses. Ohne Heiligen Geist wäre kein Mensch ein lebendiges Wesen. Die Bibel sagt: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer. Und der Geist Gottes schwebte brütend wie eine Henne über der Urflut. Später sehen wir den Geist wie ein Taube flatternd über Jesus, bei seiner Taufe. Er ist der Schöpfergeist, der creator spiritus. Jeder Mensch ist eine "nephäsch", eine lebendige Seele, und hat Anteil am Geist Gottes. Wo etwas Kreatives geschieht, wo inspirierte Gedanken umgesetzt werden, können wir mit Geistwirken rechnen. Psalm 104 sagt: Gott sendet seinen Atem, seinen Geist, er erschafft und erneuert ständig das Angesicht der Erde. Ohne den Heiligen Geist fehlt das Leben und der Drang, sich weiterzuentwickeln und das Leben zu fördern. Und wenn Gott seinen Geist zurückzieht, dann sterben wir.Kann der Zeitgeist den Heiligen Geist ersetzen?
Niemals! Ohne den Heiligen Geist wäre der Zeitgeist von allen guten Geistern verlassen. Dann wäre er ein durch die Zeit geisterndes Gespenst. Wären Sie nicht Theologe, sondern Klimaforscher, dann würde der Zeitgeist Sie zum gefragten Experten machen. Als Theologe sucht Sie keiner. Nervt das?
Manchmal schon. Ich bedaure es, dass die theologische Sicht nicht miteinbezogen wird, wenn in unserer Gesellschaft nach Lösungen gesucht wird. Immerhin haben wir zurzeit ein Überangebot an Krisen: Klimakrise, Ökokrise, Finanzkrise, Psychokrise. Dass die Theologie nicht mehr als Wissenschaft der Hoffnung wahrgenommen wird, erachte ich teils als selbst verschuldet. Ein Buch wie "Die grosse Anpassung" von Francis Schaeffer scheint mir ein zu einseitiges Plädoyer gegen den Zeitgeist zu sein. Wir dürfen uns dann nicht wundern, wenn die Menschen von uns nichts Hoffnungsvolles mehr erwarten. Es ist mein Anliegen, die Theologie sprachfähig zu machen und in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Wir sollten uns neu bewusst machen: Wäre die Menschheit für Gott nichts anderes als verabscheuungswürdig und böse, hätte Gott nie Mensch werden können. Der Abfall des Menschen von Gott ist nicht der Abfall Gottes vom Menschen. Gott sagt, nichts kann mich davon abbringen, euch Menschen und die von mir geschaffene Welt zu lieben. Der Grund, auf dem wir die Erlösung kommunizieren, ist die Liebe des Schöpfers zu seiner Welt. Anders als im Mittelalter sind sich die Menschen heute gar nicht mehr bewusst, dass sie Erlösung brauchen. Wovon denn? 
Schon der konservative Theologe Adolf Schlatter sagte, dass das Hauptproblem nicht dies sei, dass die Menschen ihr Erlösungsbewusstsein verloren haben. Sondern, dass sie ihr Schöpferbewusstsein verloren haben. Nur wer ahnt und erkennt, dass er sein Leben nicht sich selbst verdankt und deshalb mit einem Schöpfer rechnet, der kann überhaupt erst auf den Gedanken der Vergebung und Errettung kommen. Der Mensch wird getrieben von Mangel und Begehren. Das nutzt die Wirtschaft aus und der Zeitgeist spielt mit. Brauchen wir hier die Orientierungshilfe des Heiligen Geistes?
Ja, denn hier spielt eine ungute Verführung mit. Aber es gilt, nicht vorschnell zu verurteilen. Wir müssen diese Phänomene wahrnehmen, um auszumachen, wo unsere Sehnsüchte falsch bedient werden. Hier sollen wir den Heiligen Geist ins Spiel bringen. Das hat der alte Kirchenvater Augustinus erkannt: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir ..."Der Zeitgeist lebt gut von unserer Angst, nicht geliebt zu werden. Der Heilige Geist könnte uns Frieden schenken.
Der ungute Zeitgeist ist hochbeschleunigt und masslos. Er treibt uns vor sich her. Ein Aspekt ist die Angst nicht zu genügen, das Tempo des Lebens nicht mehr mitzuhalten, nicht geliebt zu werden und keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Hier würde ich liebend gerne den Heiligen Geist ins Spiel bringen! Er ist kein Geist der Knechtschaft, sondern der Kindschaft. Einmal sagte Jesus seinen Jüngern, er hätte noch viel zu erklären, aber sie könnten es jetzt noch nicht verstehen. Die Zeit, der Kairos, war noch nicht reif. "Wenn aber der Geist kommt, wird er euch schrittweise, massvoll und mit Geduld in alle Wahrheit hineinleiten", sagte Jesus. Das ist die Zeit der Gnade. Im Epheserbrief wird der Heilige Geist als das "Angeld", die "Anzahlung", das "Unterpfand" bezeichnet. Das heisst, in Zukunft kommt davon noch mehr. Der Heilige Geist hat uns etwas zu bieten, was der Zeitgeist nicht kann. Kirchen sollten doch Räume dieses liebevollen Geistes sein?
Ja, aber stattdessen beschleunigt sich die Kirche gleich wie der Zeitgeist. Wir haben hochgezüchtete, beschleunigte Gottesdienste. Wir haben Lobpreis vorne, hinten das Abendmahl, links kannst du dich segnen lassen und rechts wirst du gesalbt - alles zur gleichen Zeit. Wir merken nicht einmal mehr, wie zeitgeistgetränkt unsere Spiritualität und unsere Gottesdienste geworden sind. Wir alle brauchen den Heiligen Geist, um reifer zu werden und zu sagen, dass wir das Tempo, das der Zeitgeist vorzugeben scheint, nicht mitmachen. Dafür entdecken wir das Staunen, das Schweigen, die Kontemplation. Interessant ist, dass uns nichtchristliche Bewegungen vormachen, wie man das Leben auch anders denken kann, dass es zum Beispiel nicht in jedem Bereich ständig nur um Wachstum gehen muss. Jetzt liegt es an der Kirche, herauszufinden, ob sich hinter dieser Dynamik der Heilige Geist verbirgt und ob er sich an diesem Punkt mit dem Zeitgeist trifft. An Ihrem Seminar "Zeitgeist - Heiliger Geist" wollen sie die Abgrenzung der Geister auflösen. Was erwartet die Teilnehmenden?
Sie erwartet ein offener, achtsamer, sensibler und fröhlicher Geist. Deswegen reden wir auch von einem "Zeit-Geist-Spiel". Kirstine Fratz und ich glauben, dass es in der Spannung zwischen Ernst und Freude das gelassene Spielerische braucht. Wir wollen Ängste abbauen, die nicht hilfreich sind.Wird ein Teilnehmer, der Bibelarbeiten erwartet, enttäuscht?
Wenn jemand mit der Absicht kommt, den Heiligen Geist besser kennen zu lernen, wird er das mit Bestimmtheit erleben. Es wird Arbeiten mit der vom Heiligen Geist inspirierten Schrift geben. Die Teilnehmenden werden mit einer geschärften Wahrnehmung nach Hause gehen. Sie haben tiefer erkannt, wo sie sich dem drängenden Zeitgeist getrost entziehen können. Sie haben aber auch erkannt, dass sie dort, wo in ihrem Leben ein guter Geist an die Tür klopft, ihn mutig hereinlassen dürfen, weil ihr Leben ja erfüllt ist mit dem Heiligen Geist. Es geht um den Schritt in ein mündiges Leben. (Interview: Rolf Höneisen)

Andreas Loos, Seminar Zeit-Geist-Spiel Andreas Loos, Dr. theol. (50), verheiratet, zwei Kinder. Nach einer Lehre als KfZ-Mechaniker Theologiestudium am tsc St. Chrischona, Masterstudium am Regent College in Vancouver, Doktorand an der Universität St. Andrews in Schottland, Promotion in Systematischer Theologie. Seit 2002 Dozent für Systematische Theologie am tsc St. Chrischona. Sein Lebensmotto: Kein Christsein im abgesicherten Modus. Vom 19. bis 20. Oktober 2019 gestalten Andreas Loos und die Hamburger Zeitgeistforscherin Kirstine Fratz ("Das Buch von Zeitgeist", fontis) auf dem Chrischona Campus ein Seminar rund um Theologie und Zeitgeist.
<link http: www.tsc.educa>www.tsc.education/zeitgeistspiel

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