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Bericht

Know-how für äthiopische Schreinerlehrlinge

28.11.2020

Schreinermeister Viktor Penner und seine Lehrlinge freuen sich über das Schreiner-Fachbuch in amharischer Sprache. Foto: zvg
Schreinermeister Viktor Penner und seine Lehrlinge freuen sich über das Schreiner-Fachbuch in amharischer Sprache. Foto: zvg

(idea/mr/Top-Publi) - Seit bald 40 Jahren bietet das Schweizer Hilfswerk Mission am Nil in Addis Abeba Berufsausbildungen für Menschen mit einer körperlichen Behinderung an. Als Schreiner, Näherin, Bürstenbinder oder Optikerin haben sie, die in Äthiopien oft als wertlos gelten, gute Chancen, eine Stelle zu finden oder gar ein eigenes Geschäft zu gründen.

Zwei Jahre akribische Arbeit

Über die Jahre sind die Ansprüche an eine Berufsausbildung auch in Äthiopien gewachsen. Bei den Schreinern fehlte bisher ein Handbuch mit Hintergrundwissen. So hatte Schreinermeister Viktor Penner, der im Misrach Center einen Langzeiteinsatz leistet, die Idee, das Lehrbuch "Holztechnik Fachkunde" auf Amharisch zu übersetzen. Der deutsche Verlag Europa-Lehrmittel stellte dafür die Lizenz zur Verfügung. Zwei Jahre lang arbeiteten Übersetzer, Holzfachleute, ein Sprachwissenschaftler und ein Grafiker an dem Werk, das auf gut 600 Seiten alle Aspekte der Holzverarbeitung behandelt. Inzwischen ist ein Teil der Erstauflage von 1000 Exemplaren in Addis Abeba eingetroffen. Das Buch steht weiteren interessierten Ausbildungsstätten zur Verfügung.

Corona trifft die Lehrlinge hart

In den letzten sechs Monaten mussten sich die gehörlosen, blinden oder gehbehinderten Männer und Frauen, die im Misrach Center einen der zweijährigen Lehrgänge durchlaufen, wegen des landesweiten Lockdowns ohne ihre gewohnte Arbeit durchs Leben schlagen. Um die materielle Not etwas zu lindern, wurden die bedürftigsten Lehrlinge mit Lebensmittelpaketen unterstützt.

Tod aus Verzweiflung

Anfang Oktober konnte der Ausbildungsbetrieb endlich weitergehen. Überschattet wurde der Neustart von einem Todesfall: Ein Lehrling hatte sich während des Lockdowns das Leben genommen - ein Ausdruck der grossen Not, welche die Corona-Pandemie und die Massnahmen zu ihrer Bekämpfung gerade in Entwicklungsländern auslösen. Ein anderer junger Mann kehrte aus einem erfreulichen Grund nicht an seinen Ausbildungsplatz zurück: Er hat - mitten in der Krise und noch vor Abschluss der Ausbildung - bei einem renommierten Möbelhersteller eine Stelle gefunden. Offenbar konnte er mit den bereits erlernten Fähigkeiten überzeugen.

Jetzt erst recht!

In normalen Zeiten trägt sich das Misrach Center durch den Verkauf der dort hergestellten Produkte zu rund 80 Prozent selber. Doch der monatelange Lockdown hat zu einem grossen Loch in der Kasse geführt. Nur mit der Hilfe grosszügiger Spenderinnen und Spender konnte dieses einigermassen gestopft werden. Auch wenn die Lage nach wie vor angespannt ist, steht für die Mission am Nil fest: Gerade in dieser Krise ist es umso wichtiger, dass die Arbeit weitergeht. Damit auch in Zukunft körperlich behinderte Menschen in Äthiopien neue Perspektiven und bleibende Hoffnung erhalten.

Bildung, Ernährung, Frieden, Gesundheit

Die Mission am Nil (MN), ein christliches Hilfswerk mit Wurzeln in der reformierten Landeskirche, setzt sich seit 120 Jahren für benachteiligte Menschen in den Ländern entlang des Nils ein. Die Arbeit umfasst die Bereiche Bildung, Ernährung, Frieden und Gesundheit. Die MN beschäftigt in den Einsatzländern weniger als zehn europäische, aber gegen 400 afrikanische Mitarbeitende. Neben der Hilfe zur Selbsthilfe ist es immer auch das Ziel der Arbeit, die Hoffnung und den Glauben an Jesus Christus zu wecken und zu stärken.

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