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Bericht

Jörg Schori: „Ich begegne viel Überforderung“

25.05.2016

Jörg Schori: "Die Balance leidet." Foto: zvg
Jörg Schori: "Die Balance leidet." Foto: zvg

(idea) - Unsere Gesellschaft werde immer komplexer, biete aber wenig ethische Leitlinien sagt, sagt Jörg Schori (59), der Ende Mai als Präsident des Seelsorgeverandes ACC zurücktritt in einem Interview mit dem Wochenmagazin "ideaSpektrum". Die Menschen seien immer häufiger den Anforderungen nicht mehr gewachsen, die ihr Umfeld an sie stelle. Der Bedarf nach Beratung wachse.

"Flucht in Affären und Trennung"

Er arbeite oft mit Menschen, "die im Geschäft mit dem unendlichen Veränderungs- und Reorganisationswahn hadern". Sie seien meist über 40 und nun hielten die eigenen Kräfte nicht mehr Schritt mit der wachsenden Belastung und Verantwortung. Auch in der Paarberatung erlebe er viel Überforderung, sagt Jörg Schori. Nicht wenige wählten die Flucht in Affären oder Trennungen. "Sie machen sich das Leben damit meist nicht einfacher", meint der Seelsorger.

Wozu bin ich da?

Als zwei wesentliche Aspekte christlicher Beratung nennt Schori Identität und Versöhnung. Identität meine die zunehmende Klärung der Fragen: Woher komme ich? Wozu bin ich da? Wohin gehe ich? Wer ist mein Gott und wer bin ich in Gottes Augen? Bei Versöhnung gehe es im Wesentlichen "um Wachstum in den Bereichen Selbstannahme und Versöhnung mit sich selbst, Annahme des bisherigen Lebensweges inklusive Herkunftsfamilie und positiver Umgang damit oder praktische Vergebungs- und Versöhnungsarbeit in zwischenmenschlichen Konflikten".

Apostel und Evangelisten sind Mangelware

Auf die Frage, welche christlichen Dienste die Schweiz am dringendsten brauche, antwortete Jörg Schori: "Ausgehend von den fünf gemeindebauenden Diensten nach dem Epheserbrief glaube ich, dass die Schweiz am ehesten apostolisch und evangelistisch tätige Persönlichkeiten braucht. Ich erlebe im christlichen Raum einen eklatanten Leiter- und Leiterinnenmangel. Menschen, die fähig sind, grössere Gruppen von Menschen anzuleiten und Organisationen wachstumsorientiert zu gestalten."

Rolf Germann als Nachfolger nominiert

Der ACC (Association of Christian Counsellors) ist ein Verband für christliche Seelsorge und Beratung in der Deutschschweiz. Als Nachfolger für Jörg Schori als Vorsitzender ist Rolf Germann aus Winterthur vorgeschlagen. Die Wahl erfolgt am 8. Juni an der ordentlichen Mitgliederversammlung des ACC.

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