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Politik

Gerecht handeln

20.10.2020

Fotos: UNICEF, Screenshots Kampagnenwebseiten
Fotos: UNICEF, Screenshots Kampagnenwebseiten

Was in der Abtreibungsfrage nicht gelingt und in der Ehe-für-alle-Debatte fehlt, erlebt die Schweiz im Zusammenhang mit der Konzernverantwortungsinitiative (KVI): Freikirchen, Reformierte und Katholiken kämpfen Seite an Seite. Der Initiative zum Durchbruch verholfen hat keine politische Partei. Die fleissigen Sammler waren über 6000 Freiwillige in 400 lokalen Komitees. Es sind Menschen, die sich für fairen Handel und Entwicklungshilfe starkmachen. Weil sie Hilfs- und Missionsprojekte im globalen Süden unterstützen, bekommen sie mit, wenn Grosskonzerne unverantwortlich mit Mensch und Natur umgehen. Über 650 reformierte Kirchgemeinden und katholische Pfarreien stehen hinter dem Anliegen der KVI.Etwas überraschend ist das Engagement der Freikirchen. Die Leiterkonferenz, die 18 freikirchliche Verbände vertritt, einigte sich auf ein klares Ja zur KVI. Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Nächstenliebe seien Kernanliegen der biblischen Botschaft. Freikirchenpräsident Peter Schneeberger sagt, ihn empöre verantwortungsloses Handeln. Dann denke er wie der Prophet Amos, der einen wichtigen Zusammenhang deutlich mache: Wenn ihr nahe bei den Armen und Unterdrückten seid, dann seid ihr auch nahe bei Gott und könnt ihn besser hören (vgl. Amos 5). Was für jedes KMU in der Schweiz klar sei, müsse für Konzerne im globalen Süden genauso gelten.Doch selbst Theologen beurteilen die KVI unterschiedlich (siehe "Pro und Kontra" im Wochenmagazin ideaSpektrum 2020.43). Und in einem NZZ-Streitgespräch trafen sich die Pfarrer Christoph Sigrist, Zürich, und Willi Honegger, Bauma. Sigrist sagt: "Gott ist parteiisch. Und zwar für die Armen. Die Kirche muss für die Benachteiligten sprechen." Honegger antwortet: "Aber was heisst das? Und wer sind die Armen? Die Bibel sagt: All die, die den Weg zu Gott noch nicht gefunden haben."Eines kann man den Freikirchen nicht vorwerfen: Dass sie via Kirchensteuer von Grosskonzernen Millionen kassieren. Um den Vorwurf der Doppelmoral zu entkräften, müssten die Landeskirchen ihren Massstab des gerechten Handelns auch am eigenen Geldtopf anlegen. Dieser wird mit Unternehmenssteuern ständig neu gefüllt.Wo soll sich die Kirche einmischen, wo nicht? Der Eindruck entsteht, als Christ dürfe man keine andere Meinung zur KVI haben. Doch, man darf. Die Aufforderungen von Paulus sind zu beherzigen: "Ein jeder prüfe sein eigenes Werk." Und: "Ein jeder sei seiner Meinung gewiss."Rolf Höneisen, idea-ChefredaktorEin ausführliches Dossier zur KVI, mit Stimmen aus den Kirchen und einer Erklärung auch des indirekten Gegenvorschlags des Parlaments, finden Sie im im Wochenmagazin ideaSpektrum 2020.43.

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