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Politik

Bettagsbegegnung: Den Weg der Versöhnung gehen

13.09.2019

Nelly Mukazayire aus Ruanda: "Den Weg der Versöhnung gehen." Foto: idea/rh
Nelly Mukazayire aus Ruanda: "Den Weg der Versöhnung gehen." Foto: idea/rh

Bern (idea/apd) - Mit gutem Recht fand zum zweiten Mal ein gediegener Bettags-Anlass im Bundeshaus statt. Denn der Bettag ist kein kirchlicher Feiertag, sondern ein politischer und hat eine lange Tradition. Laut den Organisatoren der "Bettagsbegegnung" komme dem Feiertag angesichts der zunehmenden Säkularisierung die Aufgabe zu, an die christlichen Wurzeln des Landes zu erinnern und die Dankbarkeit für den Segen in Vergangenheit und Gegenwart wach zu halten. Eine der Absichten des Bettages bestehe auch darin, den Respekt vor Andersdenkenden zu fördern, sagte Nationalrat Philipp Hadorn (SP), der mit Nationalrätin Marianne Streiff (EVP) den Event moderierte. Das Patronat übernommen haben Parlamentsmitglieder aus fünf politischen Parteien: Marianne Streiff (EVP), Philipp Hadorn und Eric Nussbaumer (beide SP), Erich von Siebenthal (SVP), Laurent Wehrli (FDP) sowie Christian Lohr (CVP).

Ein Land mit Senkorn-Kraft

Bundesrat Ignazio Cassis erinnerte in seinem Grusswort zur Bettagsbegegnung daran, wie nach dem Sonderbundskrieg, einem einmonatigen Bürgerkrieg in der Schweiz (1847), beiden Parteien, die liberalen, mehrheitlich reformierten Kantone sowie die konservativ, vorwiegend katholischen Kantone, aufeinander zugingen, um gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Das Resultat sei die Verfassung von 1848 gewesen. Bis heute helfe die Schweiz weltweit bei Friedensmissionen. So sei er vor kurzem in Mocambique bei der Unterzeichnung eines Friedensvertrages dabei gewesen. Die Schweiz habe dabei eine wichtige Vermittlerrolle gespielt. "So wie das Senfkorn, aus dem Grosses wächst." Der Bundesrat bezog das bekannte Jesus-Gleichnis auf die Schweiz.

Menschenwürde achten

Alojz Peterle, ehemaliger Ministerpräsidenten von Slowenien, rief dazu auf, die Menschenwürde in der heutigen globalisierten Welt hochzuhalten: "Wir sind alle gleich, was unsere Würde angeht; niemand hat eine grössere, höhere, bessere Würde. Das ist die Basis für Dialog und - politisch gesprochen - für Kompromisse." Am Ende seines Referats überrschate Peterle mit einem Mundharmonika-Ständchen zur Ehre seiner Nachrednerin aus Ruanda.

Der Weg der Versöhnung

Nelly Mukazayire, Ökonomin und ehemalige Beraterin im Stab des Präsidenten von Ruanda, schilderte, wie nach dem Völkermord 1994, bei dem in einem Monat eine Million Menschen starben, durch Aufarbeitung und Benennung des Geschehenen, Versöhnung zwischen Tätern und Opfern angestrebt wurde. Ihre Mutter sitzt als eine der Täterinnen in der Hauptstadt Kigali eine lebenslange Gefängnisstrafe ab. Als Tochter einer Täterin sei sie durch verschiedene Phasen gegangen: von Verdrängen über Identitätsverlust, sich der Wahrheit zu stellen, der Mutter zu vergeben und sich auszusöhnen. Sie lebe davon, dass Kinder nicht für das verantwortlich gemacht würden, was ihre Eltern verbrochen hätten, sagte Nelly Mukazayire.Umrahmt waren die Referate von einem Mittagessen, einer Lesung aus der Bibel durch Pfarrer Alfred Aeppli, Gebet und Fürbitte durch Mitglieder des Patronatskomitees. Rund 70 Personen aus Bundespolitik und -verwaltung, Botschafterkreisen, internationaler Politik, Wirtschaft und Kirchen folgten in diesem Jahr der Einladung zur Bettagsbegegnung.

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