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Weihnachten in Zeiten von Corona

27.12.2020

Die Corona-Pandemie verändert das Weihnachtsfest. Foto: Pixabay
Die Corona-Pandemie verändert das Weihnachtsfest. Foto: Pixabay

Süddeutsche Zeitung: Der Virus hat Weihnachten geschrottet

Die "Süddeutsche Zeitung" (München) sieht ein neues, stilles Weihnachten anbrechen: "Das Virus hat geschafft, was keine Macht der Welt bislang geschafft hat: Es hat das bürgerliche Weihnachten geschrottet. Es hat das wirkmächtigste Fest im weltweiten Jahreskreis einfach über den Haufen geworfen. Im Heimeligen und Gemütlichen hat sich das Unheimliche breitgemacht, grinsend sitzt es auf den Kästen voller Freude und Frieden, die man sonst einmal im Jahr aus dem Keller holt. Die Nähe ist zur Gefahr geworden, jede Sicherheit vorläufig. Das ist traurig, weil die Menschen von Nähe leben, weil sie Sicherheit und Heimat suchen und auch Kitsch und falscher Frieden ihr Recht haben. Das ist aber auch eine Chance, die sich so keiner gewünscht haben mag, die jetzt aber nun mal da ist. Das Fest wird leiser sein als sonst... Eine gute Gelegenheit, zum Kern des Weihnachtsereignisses zu kommen, zum 'Wagnis der Verwundbarkeit', wie es die Theologin Hildegund Keul genannt hat: Gott wird ein verletzliches Kind, der Erlöser ist in jeder Hinsicht angreifbar und imperfekt. Wer das feiern will, muss die eigenen Panzerungen zerbrechen, die Schlösser und Riegel der eigenen Sicherheitssysteme. Er muss sich Herz und Himmel zerreißen lassen, auch, weil ein Mensch ohne Risse und Brüche eine traurig hermetische Existenz bleibt. Er muss die Sinne schärfen, um wahrzunehmen, was mit dem anderen ist. Je leiser man selber dabei bleibt, desto besser geht das."

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Grabesstille in den Kirchen

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" leistet Trauerarbeit: "In Kirchen und Konzertsälen, wo sonst sehnsüchtige Advents- oder schon weihnachtsjubelnde Musik erklang, herrscht Grabesstille. Ins Leere greifen auch viele helfende Hände, die sich in jedem Jahr rühren, um Menschen das Licht der Weihnacht erstrahlen zu lassen, denen es so leicht von selbst nicht leuchtet: kaum festlich geschmückte Weihnachtstafeln für die, die kein Dach über dem Kopf haben. Im neuen Jahr werden wohl auch die Sternsinger nicht kommen und ihre Bitte um eine Gabe für Kinder in Not mit dem Wunsch verbinden, dass der Segen Gottes auf diesem Haus liegen möge. Die kalte Stille, die vor allem nachts über dem Land liegt, wird auch in dieser Heiligen Nacht kaum von warmem Licht erhellt.Kein Fernsehgottesdienst, und sei er noch so kunstvoll gestaltet, kann die alle Sinne berührende Mitfeier einer Christvesper oder eines mitternächtlichen Weihnachtslobes ersetzen. Und selbst wenn sie es wollten, so werden an Weihnachten auch die vielen keinen Platz in einer großen Gemeinschaft finden, denen die Kirchen als Institutionen nichts mehr sagen, sie aber als kulturelle Resonanzräume einer vom Christentum geprägten Gesellschaft (noch) nicht missen möchten."

Die Zeit: Der Evangelist Lukas als Akrobat mit acht Bällen

Die Wochenzeitung "Die Zeit" (Hamburg) druckt eine Weihnachtspredigt der evangelischen Theologieprofessorin Johanna Haberer ab. Diese stellt den Evangelisten Lukas als einen Märchenonkel dar: "Dichtung und Wahrheit, Märchen und Utopie, alles mischt sich in der Legende von der Heiligen Nacht. Die handelnden Personen hat es grösstenteils gegeben, das nehmen wir an... Die historischen Fakten werden von unserem biblischen Erzähler Lukas hochgeworfen und herumjongliert wie von einem Akrobaten, der acht Bälle gleichzeitig in der Luft halten kann. Er zaubert aus historischen Fakten und hinzuerfundenen Wundern das Kunstwerk einer neuen Weltsicht... Lukas hatte die sanfte Revolution der Urchristen wahrhaftig vor Augen. Und er dachte sehr diesseitig. Er träumte allerdings nicht vom bewaffneten Widerstand, auch nicht von Straßenschlachten und brennenden Autos. Lukas war ein grenzenloser Optimist.Kein politischer Ideologe, der meinte, wenn sich die Besitzstrukturen ändern, ändert sich die Welt. Er war aber davon überzeugt, dass Menschen - und auch die Menschheit sich nach und nach ändern können. er träumte von ihrer Erleuchtung: Das neugeborene Kind und die Botschaft vom gerechten Frieden waren für ihn eine Hoffnung, an der nicht zu rütteln war. Das helle Licht in finsteren Zeiten. Menschen können sehr gut sein und altruistisch handeln. Sie können - um Gottes willen - die Erde zu einem glücklichen Ort machen. Sie können Licht bringen in die Armenhäuser und Foltergefängnisse, in die Rüstungskonzerne und an die Börse. Sie können diesen Planeten retten und erleben, wie wunderbar es ist, füreinander zu sorgen. Ja, Menschen können sich ändern - und damit alles!"

Rheinische Post: Die heilige Familie und ihre Konflikte

Für die "Rheinische Post" (Düsseldorf) steht zu Weihnachten die Familie im Zentrum. Sie sei "wertvoller als jede Geldanlage". Allerdings solle man den Heiligabend nicht mit Erwartungen überfrachten. Es lohne sich "ein Blick in die Bibel, auf die heilige Familie und ihre Konflikte. Da ist Josef, der sich zunächst davon machen wollte, als er erfuhr, dass seine Verlobte schwanger war, und zwar nicht von ihm. Josef blieb, war der Kümmerer, der tat, was nötig war - für ein fremdes Kind. Da ist Maria, die nicht klammerte und den jungen Jesus gewähren ließ, auch wenn sie sein Handeln kaum verstand. Und Jesus selbst lässt später Mutter und Brüder vor der Türe stehen, weil ihm in diesem Augenblick die Gemeinschaft anderer wichtiger ist als die eigene Familie."

Spiegel: Wie effizient ist Weihnachten?

"Der Spiegel" (Hamburg) fragt, wie effizient das weihnachtliche Schenken ist: "Wer schenkt, geht unter die Produzenten - um im Jargon der Ökonomen zu bleiben. Er schafft Zufriedenheit, Freude und Dankbarkeit. Und er investiert: in die Stabilität menschlicher Beziehungen, das Wohlergehen der Familie, die Funktionstüchtigkeit der Gesellschaft. Das alles ist Voraussetzung und Grundlage für gedeihliches Wirtschaften. Auch diese Erkenntnisse, wen wundert's, haben Ökonomen in Studien zutage gefördert. Und selbst diese Überlegungen erfassen den Geist der Weihnacht noch unvollständig. Ihm lässt sich kein Preisschild umhängen. Das Fest entzieht sich, wie alles wirklich Wertvolle im Leben, der ökonomischen Vermessung. Ein Preis sagt nichts aus über den tatsächlichen Wert. Nicht alles, was lieb und teuer ist, lässt sich auch beziffern. Jede Mutter, jeder Vater, ob ökonomisch vorgebildet oder nicht, ahnt das. Wer jemals ein selbst gemaltes Bild von der vierjährigen Tochter bekommen hat, das die Familie mitsamt Christkind vorm Tannenbaum zeigt, oder vom Sohn ein eigenhändig gestaltetes Knetgummiauto, den erfüllen Gefühle, die sich mit noch so viel Geld nicht kaufen lassen. Der Materialeinsatz dieser Gaben mag verschwindend gering sein und sich im Centbereich verlieren, dennoch hebt sie etwas ab von all den Krawatten, Hemden und Büchern: Sie sind einfach unbezahlbar."

Die Welt: Engel beflügeln bei der Suche nach Impfstoffen

In der "Welt" (Berlin) sieht der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, die Engel am Werk: "Für mich steht ausser Frage: Gott ist gerade jetzt mit seinen besten Kräften dabei, uns zu helfen. Die Engel sind unterwegs. Sie beflügeln die Forscher bei der Suche nach wirksamen Impfstoffen und Medikamenten, die uns am Ende diese Pandemie bezwingen helfen. Sie unterstützen die politischen Verantwortlichen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie rüsten die unermüdlich Helfenden an den Krankenbetten der Intensivstationen mit langem Atem aus. Sie wärmen die Gemeindemitglieder im Ordnungsdienst an den zugigen Türen unserer Kirchen von innen her. Sie inspirieren die Eltern mit immer neuen Ideen, Kindern die Langeweile zu vertreiben, wenn sie ihre Freundinnen und Freunde nicht oft treffen können. Und uns Ungeduldigen, denen die Einschränkungen manches abverlangen, stiften sie Geduld. Die Engel sind hilfreich am Werk, und so geben sie Gott die Ehre."

Neue Zürcher Zeitung: Panik vor dem Glanz des Herrn

Die "Neue Zürcher Zeitung" titelt auf Seite 1: "Fürchtet euch nicht!" und erklärt die Situation, in der dieser Satz gesprochen wurde: "Engel sind keine sanften Boten. Wo sie sich zeigen, verbreiten sie zunächst einmal Angst. 'Sie fürchteten sich sehr', heißt es im Lukasevangelium von den Hirten auf dem Feld bei Bethlehem. Aber so, wie man ihn landläufig übersetzt, gibt der Satz nur eine blasse Vorstellung, von dem, was die Männer fühlten, die da in der Nacht ihre Herden bewachten. 'Sie fürchteten grosse Furcht', steht im Text wörtlich, und das ist mehr als eine Überhöhung des Evangelisten, der seine Vertrautheit mit den Stilmitteln der antiken Rhetorik spüren lässt. Die Hirten waren starr vor Schreck. Da brach etwas Unvorstellbares in ihren Alltag ein... Ein Licht zeigte sich in der Nacht, aber ein Licht, wie sie noch nie eines gesehen hatten. Ein Glanz, so blendend, dass man nichts mehr sah, kaum dass man ihn erblickte. 'Der Glanz des Herrn', so steht es im Evangelium. Ein Licht, das nicht von dieser Welt ist, eine unfassbare Helligkeit, die das Dunkel umso spürbarer macht, dass um sie herum herrscht. 'Fürchtet euch nicht!', ruft der Engel den Hirten zu und setzt damit den Schlusspunkt in einem dreifachen Echo, mit dem der Evangelist Lukas die Erzählung von der Geburt Jesu d

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