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Menschenrechte

Türkische Evangelische Allianz: Lage der Christen weiter angespannt

20.03.2020

Istanbul (idea) – In der Türkei ist die Lage der protestantischen Christen weiterhin angespannt. Das geht aus dem Menschenrechtsbericht der Türkischen Evangelischen Allianz hervor. 2019 habe es zwar weniger hassmotivierte Verbrechen und öffentliche Hassreden gegen Christen im Vergleich zum Vorjahr gegeben, aber sie seien weiterhin vorhanden. So seien beispielsweise während der Weihnachts- und Neujahrszeit Plakate mit Hassparolen gegen das christliche Fest aufgehängt und gegen Christen gerichtete Broschüren verteilt worden. Das habe eine „intensive Atmosphäre des Hasses“ erzeugt. Daraufhin hätten beleidigende Aussagen in den Sozialen Medien gegenüber Christen und ihrem Glauben zugenommen. Sie würden zudem benachteiligt. So habe beispielsweise die Verwaltung des Istanbuler Stadtteils Üsküdar am 13. Februar 2019 das Schild einer Kirche ohne das Wissen ihrer Leitung entfernt, weil es Unbehagen bei Passanten ausgelöst haben soll.

Anerkennung von Kirchengebäuden abgelehnt

Weiterhin sei es schwierig, eine offizielle Anerkennung für neue Kirchengebäude zu bekommen. Anträge, eine zuvor anderweitig genutzte Immobilie für religiöse Zwecke nutzen zu dürfen, würden von Behörden immer wieder abgelehnt oder ignoriert. Zudem dürften keine geistlichen Leiter in der Türkei ausgebildet werden. Das geschehe darum zumeist im Ausland. Da es nicht genügend einheimische Geistliche für alle protestantischen Kirchen gebe, seien einige auf ausländische Pastoren angewiesen. Diese würden aber nun verstärkt ausgewiesen oder ihr Visum werde nicht verlängert. 2019 seien mindestens 35 ausländische Gemeindemitarbeiter betroffen gewesen. Die Behörden begründeten dies unter anderem mit deren Missionsarbeit oder deren Teilnahme an einer jährlich stattfindenden Familienkonferenz der Türkischen Evangelischen Allianz. Positiv erwähnt die Allianz den Austausch mit den lokalen Polizeibehörden. So habe es keinerlei Zwischenfälle während der christlichen Feiertage gegeben, weil es zuvor viele Gespräche über Sicherheitsvorkehrungen gegeben habe.

Aramäischer Abgeordneter stellt Anfrage an Parlament

Diesen Menschenrechtsbericht der Türkischen Evangelischen Allianz hat der aramäische Abgeordnete der Demokratischen Volkspartei (HDP), Tuma Çelik, zum Anlass genommen, um eine parlamentarische Anfrage an den türkischen Innenminister Süleyman Soylu zu richten. Er will darin unter anderem wissen, wie vielen ausländischen Gemeindemitarbeitern genau 2019 die Einreise in die Türkei verwehrt wurde und warum dies geschehen sei. Die 2009 gegründete Türkische Evangelische Allianz vertritt nach eigenen Angaben über 170 protestantische Gemeinschaften. Die Mehrheit davon befindet sich in der Großstädten Istanbul, Ankara und Izmir. Allianz-Generalsekretär ist der Pastor der protestantischen Karatas-Kirche in Izmir, Umut Sahin. 99 Prozent der rund 82 Millionen Einwohner der Türkei sind Muslime. Die Zahl der Christen liegt bei 125.000. Die meisten der 3.000 bis 5.000 evangelischen Christen sind ehemalige Muslime.

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