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Frei-/Kirchen

Rückendeckung für Pastor Olaf Latzel

17.05.2020

Bremen (idea) – Rückendeckung für den evangelikalen Bremer Pastor Olaf Latzel: Der Vorstand seiner St.-Martini-Kirchengemeinde hat am 17. Mai die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen den Seelsorger durch die Bremische Evangelische Kirche (BEK) zurückgewiesen und zugleich scharfe Kritik an deren Leitungsgremium, dem Kirchenausschuss, geübt. Darüber hinaus wendet sich der Vorstand auch gegen Fehlentwicklungen in Gemeinden in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): „Weite Teile der verfassten Kirchen in Deutschland haben sich vom Anspruch der Bibel als geoffenbartes Wort Gottes und damit als einzig gültige Autorität weit entfernt“, heißt es in einer fünfseitigen Erklärung, die Kirchenvorstandsmitglied Jürgen Fischer im Anschluss an den Gottesdienst verlas. Weiter heißt es in dem Text: „Die Einleitung des Disziplinarverfahrens ist ein unverhohlener Angriff auf die in der Kirchenverfassung der BEK garantierte unbeschränkte Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit.“ Der online übertragene Gottesdienst zählte über 6.400 Zuschauer.

Über Homosexualität auf einem Eheseminar gesprochen

Zum Hintergrund: Der Kirchenausschuss der BEK hatte am 14. Mai gegen Latzel ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Aufgrund der laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wurde es zunächst ausgesetzt. Für das Disziplinarfahren sei es von Bedeutung, ob die Äußerungen Latzels über Homosexuelle von den staatlichen Ermittlungsbehörden als Straftat eingestuft würden, teilte die BEK mit. Der 52-jährige Theologe hatte im Oktober 2019 in einem Eheseminar, das auf YouTube veröffentlicht wurde, auch über Homosexuelle gesprochen. Dabei sagte er unter anderem: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Für die Verwendung des Wortes „Verbrecher“ entschuldigte er sich später öffentlich. Er habe sich damit nicht auf homosexuell lebende Menschen bezogen, „sondern auf militante Aggressoren, die uns als Gemeinde in den letzten Jahren immer wieder angegriffen und gotteslästerlich diffamiert haben“. Die Audio-Datei mit seinen Äußerungen wurde inzwischen auf YouTube gelöscht. Der Staatsschutz hat Ermittlungen gegen Latzel wegen „Volksverhetzung“ aufgenommen. Die Erklärung Latzels über die Hintergründe des Eheseminars mit seiner Entschuldigung wurde auf YouTube bisher über 64.000-mal angeklickt. Eine Petition an den Kirchenausschuss, auf das Disziplinarverfahren zu verzichten, zählt bisher (Stichtag 17. Mai) über 16.400 Unterzeichner.

Noch 1996 lehnte die EKD praktizierte Homosexualität ab

Der Vorstand der St.-Martini-Kirchengemeinde erinnert in seiner Erklärung daran, dass die Ablehnung gelebter Homosexualität im Alten und Neuen Testament „mit einer Eindeutigkeit vorgetragen wird, die eigentlich jede Diskussion darüber überflüssig erscheinen lässt“. Über Tausende von Jahren sei die biblische Beurteilung der Homosexualität nicht infrage gestellt worden. Auch in der EKD habe noch bis vor wenigen Jahren Konsens geherrscht. Der Vorstand verweist dazu auf die Orientierungshilfe „Mit Spannungen leben“ aus dem Jahr 1996. Darin sei „in großer Klarheit“ erklärt worden, dass die Ehe heterosexuellen Paaren vorbehalten bleiben müsse und dass praktizierte Homosexualität gegen den Willen Gottes sei. Wenn Latzel in dem Eheseminar nun die entsprechenden Bibeltexte wiedergegeben habe, so habe das „nichts mit Herabwürdigung von homosexuell empfindenden Menschen oder gar Hetze gegen sie zu tun, wie vom Kirchenausschuss in seiner Begründung behauptet wird“.

Wenn nackte Frauen um den Altar tanzen

Weiter verweist der St.-Martini-Kirchenvorstand darauf, dass die BEK nach ihrer Verfassung lediglich ein Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden sei – mit unterschiedlichen Bekenntnissen. Die Anklage gegen Latzel sei daher ohne Grundlage. Es gebe Gemeinden, die das Glaubensbekenntnis aus dem Gottesdienst verbannt hätten und darauf stolz seien, andere hätten im Kirchenraum Theatervorführungen „mit einem halben Dutzend nackter Frauen gezeigt, die um und auf dem Altar herumtanzen“, wieder andere hätten die Genderideologie zum Maßstab ihres Handelns erhoben. Angesichts dieser Lage fragt sich der St.-Martini-Kirchenvorstand, wie der Kirchenausschuss bei dieser Verschiedenartigkeit der Gemeinden nun plötzlich eine Pflicht zur Gemeinschaft und damit zur kirchlichen Einheit untereinander einfordern könne.

Vorwurf: Kirchenausschuss reagierte nicht auf Störungen und Übergriffe

Die Erklärung weist zudem die Auffassung des Kirchenausschusses zurück, Latzel habe bei dem Eheseminar „Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt“. Tatsächlich sei die St.-Martini-Gemeinde seit vielen Jahren wegen ihrer bibeltreuen Haltung ausgegrenzt, verleumdet und angegriffen worden. Am 8. März sei der Gottesdienst von Menschen gestört worden, die sich offen als Anhänger der Schwulen- und Lesbenbewegung zu erkennen gegeben hätten. Diesen Vorfall und andere Angriffe habe die Gemeinde dem Kirchenausschuss zur Kenntnis gebracht. Doch das Gremium habe es nicht für nötig gehalten, „öffentlich gegen die Gewaltakte Stellung zu beziehen“. Sollte es zu Sanktionen gegen Latzel im Zuge des Disziplinarverfahrens kommen, werde man sie nicht akzeptieren, kündigte der St.-Martini-Vorstand an.

Bibeltreue Christen erleben Gegenwind

Das Gremium bedankt sich für die breite Unterstützung, die die Gemeinde und Latzel in den letzten Tagen aus ganz Deutschland erhalten habe: „Tausende Menschen falten für uns die Hände.“ Weiter heißt es, dass der Widerstand gegen bibeltreue Christen in Deutschland wachse: „Der Gegenwind wird schärfer.“ Zusammenfassend hält der Vorstand fest: „Wir sind ein heidnisches Land geworden, das weithin ohne Gott lebt.“ Deshalb bittet der St.-Martini-Vorstand, dafür zu beten, dass Gott Missionare und Evangelisten „in unser Land schickt“, um neu das Evangelium zu verkündigen, „damit Menschen zum Glauben kommen, Heilung und Errettung erfahren“.

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