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Menschenrechte

Regierung verschärft die Verfolgung der Uiguren

04.07.2020

Peking (idea) – In China verschärft die Regierung die Verfolgung der muslimischen Minderheit der Uiguren in der autonomen Region Xinjang. Das erklärte der Direktor der Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV/Göttingen), Ulrich Delius, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. So würden uigurische Frauen systematisch sterilisiert und zu Abtreibungen gezwungen, um das Bevölkerungswachstum der Minderheit zu stoppen. Darüber hinaus würden Mischehen mit Chinesen mit fragwürdigen Methoden gefördert. Der Druck auf die Uiguren werde seit über 25 Jahren erhöht. Dadurch habe sich ihre Lage „in einem Ausmaß verschärft, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können“, sagte der Menschenrechtler. Ziel aller Maßnahmen sei die Zerstörung der muslimischen Kultur zugunsten der im ganzen Land angestrebten „Sinisierung“ – der Prägung aller Lebensbereiche im Sinne der Kommunistischen Partei. Der Region, in der die meisten Uiguren leben, solle ihre Religion, Kultur, Sprache und Identität genommen werden, so Delius.

1,6 Millionen Menschen in Umerziehungslagern

Ein trauriger Höhepunkt der Menschenrechtsverletzungen sei durch die willkürliche Einweisung von Uiguren und Kirgisen in Umerziehungslager erreicht worden. Dort würden sie einer Gehirnwäsche unterzogen. „Mehr als 1,6 Millionen Menschen werden gegen ihren Willen festgehalten, ohne klare Perspektive, wann sie freikommen.“ Die Inhaftierten hätten nur dann eine Chance auf Freilassung, wenn sie die Vorherrschaft der Kommunistischen Partei anerkennen. Mittlerweile sei in den Lagern eine neues Eskalationsstufe erreicht: „In die USA geflohene Frauen berichteten mir von Zwangssterilisationen oder der erzwungenen Einnahme von Medikamenten, die Sterilität bei ihnen ausgelöst hätten.“ Auch außerhalb der Lager hätten die Inhaftierungen – und damit die Trennung von den Familien – negative Auswirkungen auf die Geburtenrate: „Die bohrende Ungewissheit über das Schicksal der vermissten Angehörigen schafft ein Klima der Einschüchterung und des Terrors, in dem sich Familien nicht dazu entscheiden, Kinder zu bekommen.“

Verfolgung der Uiguren schlimmer als die der Christen

Weiter sagte Delius, auch andere Bevölkerungsgruppen litten unter der Politik der Sinisierung, etwa die Christen. Auch sie erlebten eine massive Zunahme des Verfolgungsdrucks und eine immer größere Unsicherheit angesichts des Vorgehens sogar gegen staatlich anerkannte christliche Religionsgemeinschaften. So würden willkürlich Kirchen geschlossen und Geistliche oder Gemeindemitglieder festgenommen. Anders als bei den Uiguren richte sich die Verfolgung aber in erster Linie gegen kirchliche Strukturen und nicht gegen christliche Familien oder Einzelpersonen. „Bei den Uiguren geht man mit brachialer Gewalt gegen jede einzelne Person vor, eine Verfolgungsstufe, die in dieser Eskalation zum Glück die meisten Christen in China (noch) nicht erleben müssen.“ Rund zehn Millionen der etwa 1,4 Milliarden Einwohner Chinas sind Uiguren. Die Zahl der Christen liegt nach Schätzungen bei bis zu 130 Millionen. Davon trifft sich ein großer Teil in staatlich nichtregistrierten Gemeinden. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei hat 83 Millionen Mitglieder.

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