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Menschenrechte

Indien: Neues Gesetz erhöht Druck auf Christen

16.10.2020

Sanjay Patra erklärt die neuen indischen Einschränkungen für Christen. Bild: Printscreen efionline.org
Sanjay Patra erklärt die neuen indischen Einschränkungen für Christen. Bild: Printscreen efionline.org

New Delhi (Open Doors/idea/dg) - Die indische evangelische Allianz und der indische Missionsverband informierten am 8. Oktober über neue Bestimmungen, mit denen der indische Staat finanzielle Unterstützung aus dem Ausland für NGOs in Indien weiter einschränkt. In den letzten Jahren hatten schon rund 20'000 NGOs - darunter Compassion und Amnesty International - ihre Indien-Büros schliessen müssen. Jetzt fürchten weitere christliche Werke und Gemeinden, deren Arbeit auf Spenden aus dem Ausland angewiesen ist, um die Existenz. Die jetzt in Kraft getretene Ergänzung des FCRA (The Foreign Contribution Regulation Act) reguliert die finanzielle und anderweitige Unterstützung lokaler NGOs durch Einzelpersonen oder Organisationen aus dem Ausland.
"Es ist ein weiteres Beispiel für die nationalistische, hinduistische Agenda der derzeitigen Machthaber. Sie wollen die Nation 'hinduisieren': Eine Kultur (die hinduistische Kultur), eine Nation (Hindustan), eine Sprache (Hindi) und eine Religion (Hinduismus). Dies ist Teil des Versuchs, Minderheiten wegzudrängen", erklärt Jan Vermeer, Asien-Kommunikationsleiter von Open Doors.

NGOs spielen eine grosse Rolle

"NGOs spielen in Indien eine grosse Rolle. Sie leisten viel Sozialarbeit, unterstützen Arme, kümmern sich um die Witwen, geben Waisen ein Zuhause, bieten Alphabetisierungskurse an", erklärt Jan Vermeer. "Aber extremistische Hindus werfen christlichen Organisationen, die mit ausländischen Spenden finanziert werden, vor armen Hindus Geld anzubieten, um sie dazu zu bewegen, Christen zu werden." Das sei nicht der Fall, aber es sei die gängige Unterstellung, ist Vermeer überzeugt. Wenn NGOs ihre Arbeit nicht mehr tun könnten, würden die Minderheiten noch verletzlicher.Die aktuelle Erweiterung des FCRA unterstellt die gesamte Tätigkeit von NGOs direkt der Kontrolle der Regierung. Die meisten christlichen Organisationen und Kirchen in Indien sind als NGOs registriert. Deshalb trifft die Neuerung insbesondere christliche Werke, die seit langem mit internationalen Kirchen und Organisationen zusammenarbeiten.
Angesichts der Folgen der Corona-Pandemie stehen lokale Partner von christlichen Hilfswerken derzeit vor grossen Herausforderungen. Viele bereits arme Personen haben ihr Einkommen ganz verloren. Verschiedene christliche Hilfswerke, so auch Open Doors, helfen der Bevölkerung unter anderem mit Lebensmittelpaketen. Der jüngste Erlass dürfte ihre Arbeit zusätzlich erschweren.

Weitere Anti-Konvertierungsgesetze geplant

Aus Sicht der Regierung werden die ausländischen Geldmittel von christlichen Organisationen dazu verwendet, Menschen in betrügerischer Weise - etwa durch Zwang, materielle Anreize oder unwahre Versprechungen - zur Annahme des christlichen Glaubens zu verleiten. Erst vor wenigen Tagen wurde mehreren NGOs die FCRA-Lizenz entzogen, da sie Verbindungen zu ausländischen Kirchen hatten und fälschlicherweise behauptet wurde, sie seien aktiv an der Zwangskonversion von Stammesangehörigen beteiligt.
Mittlerweile neun Bundesstaaten verfügen über ein Anit-Konvertierungs-Gesetz. In Uttar Pradesh ist ebenfalls die Einführung eines solchen Gesetzes geplant.
"Wir befürchten, dass die AK-Gesetze zu einem Bundesgesetz werden, sobald die BJP genügend Macht im Land und insbesondere im Senat hat", erklärt Jan Vermeer. Seit dem Amtsantritt von Premierminister Modi im Jahr 2014 hat die Ideologie der Hindu-Nationalisten massiv an Bedeutung gewonnen. Ihre Verfechter bekämpfen den Einfluss nicht-hinduistischer Religionen auf allen Ebenen der Gesellschaft. Neben dem deutlichen Anstieg von gewaltsamen Übergriffen auf Christen und christliche Gemeinden durch extremistische Hindus, haben auch Regierungsbeamte und Behörden Anteil an der wachsenden

Diskriminierung von Christen

"Gegenwärtig, inmitten der Covid-19-Pandemie wird Christen Nahrung und andere Hilfsgüter verweigert. Viele - vor allem in ländlichen Gebieten - sind anfällig für Sozialboykott, Vertreibung und Gewalt. Die physischen Bedrohungen reichen von Beschimpfungen bis hin zu Prügel, Vergewaltigung, Entführung, Folter, Erniedrigung und Mord.", schreibt Open Doors in einer Mitteilung. Indien steht auf dem Weltverfolgungsindex 2020 an zehnter Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

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