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Wie Zwingli im Grossmünster japanische Touristen schockte

17.08.2016

Zwingli (Thomas Bühlmann): "Sündiget hinfort nicht mehr!" Foto: idea/rh
Zwingli (Thomas Bühlmann): "Sündiget hinfort nicht mehr!" Foto: idea/rh

Zürich (idea/rh) - Laut hallen Leutpriester Huldrych Zwinglis Worte durchs Zürcher Grossmünster: "Legend hin üwren vordrigen wandel, das ist, den alten menschen, der da zerbrochen ist nach den begirden der irrung. Werdent aber nüw nach dem geyst üwers gemuets und legend an den nüwen menschen, der nach got geschaffen ist in gerechtikeit und heylige der warheit." Die Japaner unten in den Bänken blickend fragend zur Kanzel. Was geht hier vor, sind sie mitten in einen Gottesdienst hineingeplatzt? Nur - was will denn der Mann mit der Kamera, der hinter dem Prediger steht?

Film über Bruder Klaus, Zwingli, Calvin

Die Predigt über den "nüwen Geyst" hielt Zwingli im Herbst des Jahres 1522. Der Mann auf der Kanzel, der sie heute nachspricht und damit die vielen Touristen im Kirchenschiff verunsichert, ist der Schauspieler Thomas Bühlmann. Hinter ihm filmt Kameramann Andreas Lehmann. Unten wird alles beobachtet von Rainer Wälde, dem Regisseur und Drehbuchautor eines Dokumentarfilms über drei herausragende Personen zur Zeit der Reformation in der Schweiz: Niklaus von Flüe, Huldrych Zwingli und Johannes Calvin.
Kostümdesignerin Eva Buttkies zupft den Kragen am mittelalterlichen Kostüm eines der drei Schauspieler zurecht. Sie warten beim Taufstein und werden eine Szene spielen, in der Zwingli das Abendmahl erstmals nach seinem Verständnis austeilen wird. Zwar war er mit Luther in vielem einig.  Doch in Fragen der Liturgie war er radikaler. Auch verwarf er die "leibliche Gegenwart Christi" im Abendmahl.

Bilder, Reliquien und Heilige müssen weg

In seinem ersten Amtsjahr in Zürich, 1519, überlebte Zwingli die Pest. Doch 7000 Einwohner starben. Für den Geistlichen stand endgültig fest, dass allein Gottes Gnade den Menschen erlösen kann. Und diese Gnade wird sichtbar in und durch Jesus Christus. Die Bibel ist für Zwingli die höchste Autorität in allen Fragen. Gegen alles - in seinen Augen - Unbiblische geht er vehement vor: Bilder, Reliquien, Heilige müssen weg. Das Zölibat und die katholische Eucharistie auch. Dafür führt der Leutpriester eine geregelte Armenfürsorge ein. Zwingli war nicht Zürichs Hauptpriester, sondern eben derjenige, der für die Leute, für das gewöhnliche Volk zuständig war. "Er war ein Eidgenosse unter Eidgenossen", meint Peter Opitz, Professor für Reformationsgeschichte an der Universität Zürich.

Drehbeginn in Marburg

Während zwei Wochen war das Filmteam in der Schweiz unterwegs. An Originalschauplätzen wurde Reformationsgeschichte anhand von Niklaus von Flüe, Huldrych Zwingli und Johannes Calvin nachgezeichnet. Der Film bringt die drei inspirierenden Lebensgeschichten dramaturgisch und inhaltlich zusammen. Der Start der Dreharbeiten war im Marburger Schloss. 1529 fand hier die Begegnung zwischen Luther und Zwingli statt, bei der die Theologen über Form und Bedeutung des Abendmahls diskutierten. Zuvor hatte Luther "wider die Schwärmer" gepredigt. Zwingli wehrte sich, wollte mit Luther reden. Das Evangelium werde nicht im Sakrament des Abendmahls zugeeignet. Blut und Leib Christi seien symbolisch zu verstehen. Zwingli donnerte: "Das sind alles irrungen und gründ, uff die das gantz bapsttuom ufgerichtet wird." Vor der Kamera beleuchtete Margot Kässmann die historischen Religionsgespräche zwischen Luther und Zwingli, die zur Trennung in die lutherische und die reformierte Kirche führten, aus heutiger Sicht. Seit vier Jahren ist Kässmann offizielle Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands für das Reformationsjubiläum, an das 2017 erinnert wird.

Bekannt geworden durch den Gallus-Film

Wie kommt es, dass mit Rainer Wälde ein deutscher Regisseur die Reformationsgeschichte der Schweiz nachzeichnet? Der Limburger Filmemacher war unter anderem für NBC Super Channel, den MDR und RTL tätig. In den letzten Jahren wurde er für seine Dokumentationen mehrfach ausgezeichnet. Sein Film "Im Segen der irischen Mönche: Columban und Gallus verändern Europa" erhielt einen silbernen Globe beim "World Media Festival". Mit dieser Dokumentation über die Christianisierung Europas und St. Gallens machte der Filmemacher auch in der Schweiz auf sich aufmerksam. Pfarrer Hans Jörg Fehle trat an ihn heran mit der Idee, Schweizer Lichtgestalten der Reformationszeit zu dokumentieren. Fehle ist Auftraggeber und Koproduzent des Films, für den Rainer Wälde in aufwändiger Arbeit das Drehbuch geschrieben hat. Der Film "Schweizer Lichtgestalten" wird seine Kinopremiere im Dezember haben. Ein DVD ist noch vor Weihnachten im Handel.Lesen Sie den ausführlichen Bildbericht und ein Interview mir Regisseur Rainer Wälde im Wochenmagazin ideaSpektrum. 

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