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Gesellschaft

Gotthard-Einweihung: Reformierte jetzt doch beteiligt

20.05.2016

Zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels sind die Reformierten nicht offiziell vertreten. Foto: gottardo2016.ch
Zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels sind die Reformierten nicht offiziell vertreten. Foto: gottardo2016.ch

(idea/kath.ch/gs/sys) - Der Entscheid, auf die Teilnahme eines Vertreters der reformierten Kirche anlässlich der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels zu verzichten, rief Kritik hervor. Am lautesten äusserten sich CVP-Präsident Gerhard Pfister und alt Bundesrat Adolf Ogi. Es sei unabdingbar, dass die beiden grossen Schweizer Landeskirchen bei der Eröffnungsfeier sichtbar vertreten seien. Den Entscheid, dass man die Reformierten übergehe, fand er "höchst unsensibel". Nun teilt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund mit, dass jetzt doch eine evangelische Pfarrperson an der Einweihung teilnehme. 

Bundesamt nahm Vorschlag auf

Verantwortlich für die Feiern anlässlich der offiziellen Eröffnung des Gotthard-Basis-Tunnels ist das Bundesamt für Verkehr (BAV). Projektleiter ist dort Gregor Saladin. Er bestätigt die Darstellung der Basler Zeitung, dass das Bundesamt auf den alt-Abt von Einsiedeln zugegangen sei. Dieser habe vorgeschlagen, statt einer ökumenischen Zeremonie eine interreligiöse Zeremonie durchzuführen. Das Bundesamt habe die Idee aufgenommen und den alt-Abt beauftragt, die Feier zu gestalten.

Werlen vom AGCK gewählt

Noch am Wochenende hatte Martin Werlen gegenüber kath.ch klargestellt, dass er von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) im November letzten Jahres einstimmig als Vertreter der Getauften gewählt wurde. Werlen wörtlich: "Es soll erstmals der Fall sein, dass Christinnen und Christen bei einer solchen Feier mit einer Stimme vertreten sind."

Muslime und Nicht-Religiöse sind vertreten

Vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund nimmt Rabbiner Marcel Ebel aus Zürich und von der FIDS (Föderation islamischer Dachorganisationen der Schweiz) Imam Bekim Alimi aus Wil SG teil. Pieter Zeilstra, Abteilungschef Sicherheit im Bundesamt für Verkehr, vertritt bei der Feier die "Gruppe ohne Religionszugehörigkeit", der "fast einen Viertel der Bevölkerung ausmacht", so das BAV.

Gotthardtunnel: Reformierte sind beteiligt

Nach dem Druck aus der Öffentlichkeit und intensiven internen Diskussionen kommt die Wende: "Die christliche Vertretung bei der Segnung des Gotthard-Basistunnels am 1. Juni wird durch zwei kirchliche Repräsentanten wahrgenommen werden", teilt der SEK mit. Neben Pater Martin Werlen werde auch "eine Vertreterin oder ein Vertreter der protestantischen Tradition an der interreligiösen Feier mitwirken". Dies sei das Ergebnis von intensiven Verhandlungen zwischen dem UVEK, dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK, Pater Werlen und dem Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH). Der SEK will nun in Absprache mit der AGCK-CH eine reformierte Pfarrperson aus dem Tessin oder der Zentralschweiz bestimmen.

Locher: "Unterstreichung der ökumenisch-christlichen Dimension"

Gemäss SEK-Präsident Gottfried Locher werde damit die "ökumenisch-christliche Dimension der interreligiösen Feier unterstrichen". Mit dem Gotthard-Tunnel hätten Katholiken und Protestanten gemeinsam ein Jahrhundertwerk geschaffen. Und nun würden die christlichen Kirchen der Schweiz gemeinsam mit Vertretern von in unserem Land präsenten Religionsgemeinschaften die religiöse Eröffnung und formulierten Segens- und Fürbitte, so der Ratspräsident weiter.

Werlen war gegen zwei Christen

Martin Werlen wollte zuerst, dass nur ein christlicher Vertreter dabei ist und begründete dies so: "Wenn eine Religion in dieser Feier durch zwei Personen vertreten wird, bezeugen wir in dieser Religion nicht das Miteinander, sondern das Nebeneinander." Das schrieb er in einer Stellungnahme, die er auch dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK und der AGCK zugestellt hatte. Inzwischen hat er seine Meinung geändert. Angesichts der neuen Situation habe er den Vorschlag eingebracht, dass die zweite delegierte Person aus der protestantischen Tradition den von ihm vorbereiteten Textteil übernehmen werde, während er die Zeichenhandlung vollziehe, nämlich die Besprengung mit Wasser, antwortete Werlen auf Anfrage von kath.ch. Auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass die Christen nun nicht mit einer Stimme vertreten seien, antwortete Werlen: "Sie sind mit einer Stimme vertreten!"

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