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Freikirchen empfehlen Covid-Impfung

06.01.2021

Symbolbild: pixabay
Symbolbild: pixabay

Pfäffikon - Mitglieder von Freikirchen sind nicht nur als Familienmitglieder, Privatpersonen, Kulturschaffende und Gewerbetreibende stark von der Pandemie betroffen, sondern leiden besonders auch unter den Einschränkungen der Versammlungsfreiheit. Viele stellen sich daher die Frage, ob sie jetzt die Gelegenheit, sich impfen zu lassen, wahrnehmen sollen, oder ob sie die Bedenken gegen die Impfung höher gewichten wollen. Der Freikirchenverband hat jetzt eine Empfehlung herausgegeben, die auf dem Gutachten eines Molekularbiologen und Theologen sowie auf Stellungnahmen von ärztlicher Seite basiert. Die Verbandsleitung kommt dabei zu einer klaren Empfehlung für die Impfung aufgrund einer Güterabwägung zwischen den möglichen Risiken einer Impfung und dem Risiko, sich nicht impfen zu lassen.

Die Risiken

Der in Molekularbiologie und Theologie promovierte Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona, Beat Schweitzer, räumt ein, dass sich die Covid-19-Impfung bezüglich des Nutzens und der Risiken nicht mit einer Masern-Impfung vergleichen lasse, bei der das Risiko sehr klein sei. Die Spätfolgen einer Impfung gegen Covid-19 seien noch nicht bekannt, da es sich um einen neuartigen Impfstoff handle. Auf der anderen Seite liegen jedoch die Risiken einer Erkrankung. Schweitzer: „Im schlimmsten Fall kann die Krankheit zum Tod führen. Wer die Krankheit übersteht, muss mit Nachwirkungen rechnen. Neben Müdigkeit und Geschmacksstörungen gibt es Berichte über Folgen wie Herzprobleme, beeinträchtigte Lungenfunktionen, Gehirnbeeinträchtigungen und erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen.“

Einschätzung von Medizinern

Die Empfehlung von Beat Schweitzer wird von medizinischer Seite unterstützt. So sagt Rebekka Russenberger, Hausärztin und Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ärztinnen und Ärzte der Schweiz (AGEAS): „Ich empfehle die Impfung nicht nur als Schutz für sich selber, sondern auch als solidarische Handlung andern gegenüber.“ Sie verstehe zwar Zweifel und Ängste im Zusammenhang mit der Pandemie und der neuen Impfung, ermutige jedoch „zur Dankbarkeit – auch für wissenschaftliche Erkenntnisse und Fortschritte“.Professor Rudolf P. Wüthrich ist nicht nur Direktor der Klinik für Nephrologie am Universitätsspital Zürich (USZ), sondern auch Vorsteher der Freikirche FEG Winterthur. Er beruhigt Skeptiker: „Tausende von Menschen wurden bereits getestet, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Corona-Impfprodukte zu gewährleisten.“ Wüthrich: „Was für ein Segen, dass dank der Impfung die Covid-Pandemie eingedämmt und hoffentlich rasch überwunden werden darf.“ Die Impfung sei zwar freiwillig, sollte aber allein schon aus Rücksicht auf die Mitmenschen vollzogen werden. Der Hausarzt Matthias Günthard, Mitglied der Freikirche GVC Winterthur, weist auf die Langzeitfolgen einer Coronavirus-Infektion wie lang andauernde Erschöpfung hin. Er sieht in der Impfung einen Segen, da sie schlimme Krankheitskomplikationen verhindern könne. Er hofft, dass „wir bald wieder mit Freude normal leben und auch unsere Gemeindeaktivitäten wieder aufnehmen können!“

Weshalb diese Stellungnahme?

Weshalb gibt der Dachverband der Schweizer Freikirchen eine Orientierungshilfe zu einem Themenbereich heraus, der keinen direkten Bezug zu theologischen oder kirchlichen Fragen hat? Präsident Schneeberger sagte, der Verband wolle damit deutlich machen, wie er sich in einer ethisch heiklen Frage positioniere, und zwar bevor sich Skeptiker aus freikirchennahen Kreisen zu Wort meldeten und damit Freikirchen dem Verdacht aussetzten, sie würden sich nicht an die Corona-Massnahmen halten und die Impfkampagne behindern.Bei der Schweizer Bischofskonferenz ist das Impfthema derzeit nicht traktandiert. Der Rat der Evangelischen Kirche Schweiz und die Konferenz der Kirchenpräsidien wollen das Thema im Laufe der kommenden Woche diskutieren. (Autor: Fritz Imhof)

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